Dieses Jahr hat es mich mal wieder erwischt mit DIY. Dieses Jahr wollte ich unbedingt meinen Garten mit Kunst verbinden. Und dachte mir: hey warum nicht meinen Garten anziehen? Das geht: mit Eco Print!
Anzeige / Das erste Mal stieß ich auf Pinterest auf das Wort „Eco Print“. Die Bilder von der gefärbten Kleidung haben mich direkt gefangen genommen. Ich war begeistert von diesen bunten Kleidern, die vollständig mit Natur bedruckt waren. Es war als ob die Frauen dort ihren Garten auf Kleidung trugen. Bunte Kleider mit Blätter, aber auch wunderschön gestaltete Bücher mit verschiedenen bunten Farben.
Eco-Print bedeutet, dass durch das direkte Auflegen von Blättern oder sonstigem grünen Material, auf Textilien aus Naturfasern, ein Druck entsteht.
Ich war also direkt und sofort verrückt nach „Eco Print“. Doch die Suche nach einer deutschen Anleitung war schwierig. Es gibt einige Künstlerinnen aus dem englischsprachigen Raum, doch in Deutschland erschien der Eco Print – zumindest bis vor wenigen Jahren – noch relativ unbekannt zu sein. Und einige der Pflanzen, die auf den englischsprachigen Seiten zu finden waren, wuchsen nicht in unserer Natur.
Also hieß es an der Stelle: Learning by doing. Ich sammelte wie eine Verrückte allerlei Blätter, Stauden, Blüten und Gräser. Auch Rinde, Beeren und sogar verschiedene Erdpigmenten kannst du versuchen. Vor mir war also nichts mehr sicher. Alles was irgendwie nach Natur und Eco Print aussah wurde mitgenommen.
Aber wichtig: Bitte sammle trotz allem mit Verstand in der Natur. Sammle keinesfalls seltene Pflanzarten und auch nur in Maßen. Du brauchst wirklich nicht viele Pflanzen, um ein Kleidungsstück zu gestalten. Sammle auch nicht immer an der selben Stelle, sondern variiere dein Sammelgebiet.
Was ist Eco Print?
Eco Print – auch Pflanzendruck genannt – ist ein Naturdruck-Verfahren. Dabei werden Stoffe aus Naturfaser oder auch Papier mit Pflanzen oder pflanzlichen Farbstoffen bedruckt. Die Übertragung von den Blättern bzw. Pflanzen geschieht durch Dampf. Auf manchen Seiten ist erwähnt, dass auch das Wasserbad geht, davon rate ich allerdings ab. Die Farben sind dann sehr blass und nicht mehr klar voneinander getrennt.
Diese Art des Drucks wird auch Kontaktfärben genannt. Die Blätter bspw. haben Kontakt mit dem Stoff und die Farben werden dann u. a. mit Dampf übertragen.
Das tolle bei Eco Print ist, dass du nie wissen kannst, was dich erwartet. Jede Arbeit mit Eco Print ist wie ein Überraschungsei und genau das macht Eco Print auch aus. Denn Natur ist eben Natur und niemals gleich. Die stetigen Veränderungen zeigen sich dann auch im Eco Print.
Materialliste für Eco Print
- Textilien aus Naturfaser (Seide, Baumwolle, Leinen etc.)*
- Frische Blätter
- 20 ml Essig
- 1/2 TL Eisen(II)-Sulfat*
- Bisschen Spülmittel
- Eine Mullbinde*
- Eine Schnur
- Frischhaltefolie
- Einen Topf mit Gitter*
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Du müsstest fast alles zu Hause haben. Die Mullbinde habe ich mir in der Apotheke besorgt, das kostet ein Appel und ein Ei. Bzgl. dem Eisen(II)-Sulfat: es klingt sehr chemisch, ist aber im Grunde nach Rostwasser. Wenn du dir dein Eisen(II)-Sulfat selbst ansetzen willst, dann kannst du paar Nägel ins Wasser legen und paar Tage darin liegen lassen, bis sie rosten. Ich habe mir das Eisen(II)-Sulfat jedoch über Onlineshopping besorgt. Davon muss ich nur einen halben TL (pro Liter Wasser) nehmen und am Besten wenige Minuten vor dem Eco Print ins Wasser geben und gut umrühren. Aber jetzt erstmal von vorn, hier die Schritt für Schritt Anleitung.
Eco-Print – Schritt für Schritt Anleitung
Erster Schritt: Sammeln
Ich muss an dieser Stelle echt nochmal über Eco Print schwärmen. Das hat richtig Spaß gemacht. Ich konnte sogar meinen Mann dazu überreden mit zu machen. Er ist eigentlich keine Bastel-Uschi. Er fand aber als Jäger und Waldbader den Gedanken total toll, dass er mit so einem Blatt-T-Shirt rumlaufen könnte. Er hat vor allem Walnussblätter genommen. Das so so wunderschön aus! Walnuss gibt einen ganz leichten und dezenten hellbraunen Ton ab. Man kann die Blattstruktur auf dem Stoff sehr gut erkennen. Mein Mann hat sich dafür die Blätter hauptsächlich um die Schulter und den Brustbereich gelegt. Das sah wirklich sehr edel aus.
Einfach mal mit Pflanzen experimentieren!
Ich habe vorab mit Absicht nicht recherchiert, welche Pflanzen gut färben und welche kaum färben. Aber ich will nicht so sein. Ich gebe dir bereits jetzt den Tipp: Ahorn, Walnuss und Birke geben schöne Farben an deine T-Shirts ab. Später im Text zähle ich noch mehr geeignete Pflanzen auf, die sich zum Färben beim Eco Print eignen. Die beste Zeit zum Sammeln ist dabei der Anfang Juli bis Oktober.
Zweiter Schritt: Arbeitsplatz vorbereiten
1 Liter Wasser mit einem Tropfen Spüli vorbereiten. Darin werden deine Textilien reingelegt und angefeuchtet. Dadurch öffnen sich die Fasern und der Stoff kann die Farbe besser aufnehmen. 5 Minuten reichen bereits aus, damit sich die Fasern öffnen.
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Anschließend nimmst du einen Sprüher und mischt darin 400 ml Wasser mit 20 ml Essig auf. Auf deinem Tisch kannst du die Frischhaltefolie auslegen. Lege dein sonstiges Arbeitsmaterial bereit und koche das Wasser in einem Topf mit Gitter auf. Der Topf sollte groß genug sein, damit die Kleidungstücke reinpassen. Das Gitter benötigst du zur Auflage. Der Stoff darf nämlich später das Wasser nicht mehr berühren. Also sollte der Topf nur maximal zu einem Drittel der Topfgröße mit Wasser gefüllt werden. Du kannst das Wasser dann kochen. Es sollte lediglich leicht sprudeln, es muss nicht kochen. Ebenso kannst du das Rostwasser aufsetzen. Vermische pro Liter Wasser 1/2 TL Eisen(II)-Sulfat.
3. Schritt: Textilien vorbereiten
Wie gesagt legst du die Textilien erstmal in das Spülwasser. Nach wenigen Minuten kannst du es rausholen. Wringe es aus und lege es auf deinen Tisch mit der Frischhaltefolie. Dann besprühst du deine Textilien mit Essigwasser und versuchst es faltenfrei auf den Tisch zu legen. Ich habe am Anfang den Fehler gemacht nicht auf Faltenfreiheit zu achten. Du wirst es später sehen, dass das T-Shirt am schönsten aussieht, wenn es faltenfrei ist. Du kannst dich später entscheiden, ob du beim Aufwickeln des T-Shirts die Frischhaltefolie mit einrollst, das verhindert das Durchdrücken der Farbe auf die andere Seite. Ich fand es ohne Folie schöner, aber das ist Geschmackssache.
4. Schritt: Kreativ sein
Nun kannst du kreativ sein. Du kannst die Textilien nun mit deinem Grünzeug belegen. Achte darauf, dass sich die Höhen und Strukturen der Pflanzen verändern, damit das Bild dynamisch wirkt. Es ist aber auch eine Art Monodruck möglich, damit ist gemeint, dass du dein Kleidungsstück mir nur einer Pflanze belegst.
Toll sehen kleine Highlights aus. Zum Beispiel ist es möglich auf dem gesamten T-Shirt Holunderbeeren zu verteilen. Das sieht auf den Kleidungsstücken aus als ob ein kleines Feuerwerk explodiert.
Folgende Pflanzen eignen sich super für Eco Print:
- Ahornblätter
- Birke
- Brombeerblätter, aber auch die Beeren
- Rosenblätter
- Perückenstrauch
- Pfingstrosenblatt
- Kurkuma (auch in Pulverform)
- Rosskastanie
- Efeu
- Purpurglöckchen
- Farn
- Eiche
- Eukalyptus
- Holunderbeeren
- Avocado (Schale)
- Essigbaum
- Schafgarbe
- Erdbeerblätter
- Brennnessel
- Skabiosen (ganze Pflanze)
- Walnussblätter
- Granatapfel
- Tagetes
- Zwiebelschalen
- Rotkraut
- Blüte der Stockrose und von Eibisch
- Weide
5. Schritt: mit Eco Print loslegen
Tauche deine Blätter kurz in das Rostwasser und lege die Blätter mit der Unterseite auf dein T-Shirt. Viele meinen, dass die besten Farbpigmente doch auf der Oberseite des Blattes liegen müssen. Das ist allerdings wegen der Wachsschicht falsch. Blätter „atmen“ von unten, daher kann dort leicht die „Farbe“ entweichen.
Wenn du mit dem Belegen deines Stoffes fertig bist kannst du dein Textil aufrollen. Du kannst es mit deinen Händen machen oder du nimmst dir eine Rolle (wie beim Backen) zur Hilfe. Die Backrolle sollte idealerweise dann aus Metall sein. Der Stoff sollte die ganze Zeit über gespannt bleiben, damit es in den Farben keine Lücken gibt.
Danach wird diese „Wurst“ mit dem Mull fest umwickelt. Ich habe das ganze dann noch mit einer Schnur ganz fest umwickelt. Das Einrollen mit Mull und Schnur stellt sicher, dass das Grünzeug ausreichend Kontakt zum Stoff hat. Dadurch kann die Farbe der Pflanzen ganz leicht mit Hilfe des Wasserdampfes auf das Kleidungsstück wandern.
6. Schritt: Das Dampfbad
Anschließend wird die Wurst in den Kochtopf gelegt. Das Wasser darf dabei die Textilien nicht berühren. Darin verbleibt die Stoffwurst etwa 1 1/2 Stunden im Wasserdampf. Danach darf die Stoffwurst eine halbe Stunde auskühlen. Erst dann kann die Wurst vorsichtig mit einer Schere aufgeschnitten werden. Die Farben werden mit der Weile noch etwas intensiver. Der Stoff wird dann mit klarem Wasser kurz ausgespült und später gebügelt. Das Ergebnis war wunderschön.
Ich war skeptisch bzgl. der Haltbarkeit. Mein Mann hat sein T-Shirt bei 40 Grad in der Waschmaschine gewaschen und es sieht noch genau so aus. Der erste Eco Print Versuch liegt nun wenige Jahre zurück und die Farben halten sich tatsächlich noch gut in den T-Shirts. Das ist echt erstaunlich. Nur ein T-Shirt hat nun fast seine Farben verloren, weil ich es aus versehen mit Bleiche gewaschen habe. Aber selbst da, war der Druck noch ein bisschen zu sehen. Es wirkte aber ausgewaschen. Ich habe die Kleidungsstücke mit Eco Print auch in den Wäschetrockner – das hat den Kleidungsstücken auch nichts ausgemacht.
Mein Fazit
Ich muss zugeben, dass ich seit Eco Print nochmal ganz anders durch die Natur gehe. Ich sehe überall neue Pflanzen, die ich noch nicht mit Eco Print versucht habe. Das ist toll und aufregend. Manch Pflanze, die sehr vielversprechend aussieht, färbt überhaupt nicht. Und manch andere Pflanze, wie zum Beispiel die Blätter der Rosen, färben intensiv, schon fast schwarz.
Aber auch Blüten und Gräser bieten bestimmt Potential. Gräser habe ich bisher noch viel zu selten ausprobiert. Um sich vor Enttäuschungen zu bewahren kann es Sinn machen, manche Pflanzen erstmal auf Papier einzufärben. Papier ist wesentlich günstiger wie Stoffe.
Probiere es einfach aus!
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Natalie, du hast wirklich einen schönen Newsletter, aber beim Eisen-II-sulfat liegst du falsch. Eisen rostet dreiwertig und dabei entsteht ein wasserhaltiges Oxid. Um Sulfate zu erzeugen, brauchst du Schwefelsäure.
Zweiwertig ist das Eisen im Hämoglobin, weshalb es bei Eisenmangel sinnvoll ist, zweiwertiges Eisen zu sich zu nehmen.
Soll ich nun das Oxid verwenden oder ist tatsächlich das Sulfat gemeint?
Hallo Gabriele, ohje bin kein Chemiker 😀 Ich habe aber definitiv das Eisen_II_Sulfat benutzt, wenn es dich weiterbringt. Ansonsten einfach Eisen in Wasser legen und rosten lassen. Das funkioniert ebenfalls.
Ich habe frei nach Gabrieles Anleitung heute meinen ersten Eco Print angefertigt. Verwendung fand ein altes weisses Baumwollunterhemd, das ich mit diversen Blättern belegt habe. Ich habe zum Einsprühen verdünnte Essigsäure genommen und die Blätter in Eisen-Sulfatlösung eingelegt. Anschließend habe ich die Blätter mit einer Schicht weissem Küchenkrepp und dann Klarsichtfolie abgedeckt. Danach habe ich das Unterhemd von der Seite her zusammengeklappt und einfach fest zusammengerollt. Die Rolle wurde von mir ordentlich mit mehreren Schichten Haushaltsfolie umwickelt und dann, wie angegeben, 1,5 h in den Dampf gehängt.
Das Ergebnis war super! Ich bin total begeistert. Die von mir verwendeten Rosenblätter haben sehr schöne Abdrücke hinterlassen. Echt super gefärbt haben auch die Blätter vom Storchschnabel, während die Blätter von meinem Salbei nur sehr schemenhafte Konturen hinterließen.
Hallo!
Sehr interessant, jedoch kommt mir die Sache mit dem Essigwasser nicht logisch vor. Man nehme das Beispiel beim Haarewaschen. Erst wäscht man, um die Haarfasern zu öffnen und nach dem Ausspülen, kommt die saure Essigrinse, um das Haar – im Fall des Eco Prints jedoch die Fasern des Textils- wieder zu verschliessen. Mir erschliesst sich der Sinn des Essigs also vor dem Färbevorgang nicht, da Essig die Fasern eben schliesst. Auch nach einer Rinse fürs Haar, würde eine Haarfärbung deutlich schlechter ausfallen. Hast du es auch schon ohne Essiglösung probiert und war das Ergebnis dann intensiver?
Vielen Dank für deinen Blog, die schönen Fotos und deine anregende Anleitung. Ich hoffe, es klappt bei mir auch, da ich das nun zum ersten Mal versuchen werde.
Hallo Susanne, ich habe es tatsächlich bisher nicht ohne Essig probiert. Für die Öffnung des Stoffes ist allerdings das Spüli da. Kann sein, dass es mit dem Essig folgendes auf sich hat: wenn die Farbe abgegeben wird, kann es sinnvoll sein die Fasern zu schließen, damit sie besser halten. Das ist jetzt aber nur Spekulation. Bei den Kremer Pigmenten wird auch Essig genutzt, zusätzlich mit Kalialaun und Soda. Vielleicht schieben wir das einfach mal in die „Logik“ der Chemie. 😀
LG
Natalie
So eine schöne Herbstdekoration! Ich mag den Vintage-Look deines Prints 🙂
Danke! Ja, ich musste auch etwas schmunzeln als ich es anzog. Sah aus wie ein T-Shirt aus The Walking Dead xD Aber ein schönes T-Shirt…