Heute wird es Theoretisch in meinem Gartenblog. Unser Garten, woher kommt der eigentlich? Welchen Gartenstil hat er? Wie ist unser Bild von unserem heutigen Garten überhaupt entstanden?
Zu diesem Thema könnte ich so viel Schreiben, aber mein Blog hat begrenzt Platz, daher das Wichtigste 🙂 Ich plane jedoch noch einen Artikel über den Bauerngarten, der noch dieses Jahr in meinem Blog zu finden sein wird. Dazu habe ich tolle wissenschaftliche Literatur rausgesucht, die ich jedoch erst lesen muss.
Eine wichtige Info vorab: Solltest du dich nach einem Garten von Herzen mit einer Prise Wildheit sehnen, wo du ankommen und abschalten kannst, dann informiere dich jetzt über mein Angebot der Gartenplanung online.
Vor dem Gartenstil – der Begriff „Garten“
Unsere Gartenkultur begann mit der Seßhaftigkeit des Menschen. Erst mit der Seßhaftigkeit wurde es notwendig ein Stück Land einzufrieden. Das bedeutet, dass ein Grundstück eingezäunt wurde, um die Früchte darauf bspw. von Tieren zu schützen. Der Wortsinn des Gartens liegt tatsächlich auch im Begriff der Umzäunung.
Lateinisch Hortus = Garten
Das heißt ein Garten ist ein umzäuntes Gebiet, der die Nutzpflanzen am Wohnplatz des Menschen vor Tieren schützt.
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Gartenstil des Altertums
In Ägypten entstanden – ich nenn es jetzt mal so – die ersten Gartenfans 😀 Die gefundenen Wandmalereien zeigen streng symmetrisch angelegte Gärten. Dieser Gartenstil wird als symmetrische Stil bezeichnet und auch der architekonische Stil (später erhielt er noch den Namen „französischer Stil“) genannt. Die Beete wurden rechteckig angelegt, ebenso die Teiche. Die Gärten waren durchzogen von Alleen und Wasserkanälen. Dort wurde nicht nur Obst und Gemüse angebaut, sondern auch Wein. Die „Renner“ damals waren Feigenbäume, Dattelpalmen und Akazien.
Bei den Griechen gab es Gärten nur außerhalb von Städten. Hier wurden allerdings eher parkähnliche Gärten angelegt, die als Heilige Haine gedeutet werden können. Der „Trend“ schlechthin damals: sich sportlich in den Hainen betätigen und philosophieren. Ich denke es ist logisch, dass von diesen Gärten die Mehrheit nicht profitierte, sondern lediglich nur einen kleinen Gruppe zur Verfügung stand.
In Rom hingegen ( wir befinden uns 400 v. Chr. bis 400 n. Chr. ) gab es Gärten im Innenhof der Häuser. Diese waren oft bedacht und eher symmetrisch angelegt. Beschnittener Buchs war damals (wie heute) der Renner. Ebenso durften Sitzbänke, Brunnen und Wasserspiele nicht fehlen. Die Modepflanzen waren Oleander, Rosen, Myhrre und andere Duftpflanzen.
Im Mittelalter waren die Garten eher klein, durch begrenzte Burgmauern war das auch logisch. Nur in Klöstern gab es weiterhin die streng, geometrischen Gärten mit Obstbäumen, Gemüse und Kräuter. Die Klostergärten waren bzw. sind (bis heute) Träger der Gartenkultur und prägten stark unseren heutigen Gartenstil.
Gartenstil der Neuzeit
In der Renaissance (etwa um 1500) war die Antike bzw. die Gärten des alten Roms wieder ein Hit. Auch diese wurden architektonisch gestaltet, das heißt es gab gerade Wege, rechtwinklige Beete, Buchsbaumhecken, Wasserläufe.
Im Barock erhielt sich der Trend. Es wurde sehr streng geometrisch und der Garten sollte zudem noch eine Weiterführung des Schlosses sein. Es entstanden riesige Gartenanlagen. Sehr wichtig war es, dass der Garten mit einem geschickten Achsenbezug zum Haus gehörte.
Das sieht man sehr schön, wenn du dir ein Schloss aus der Renaissance anschaust. Meistens führt eine große lange Achse vom Haus weg zum Garten. Optisch der Wahnsinn, denn durch diese Streckung wirkte der Garten um einiges Größer als er in Wahrheit war. Dieser Gartenstil war eigentlich Machtdemonstration – nichts anderes.
Am Ende dieses Weges stand dann oft noch ein kleines Gebäude, bspw. ein kleines Schlößchen. Das Lustwandeln entstand in dieser Zeit. Es wurde durch den Garten geschlendert und Blumen gesammelt und ab und an verschwand man in die Hecken, in Labyrinthe oder in die Lustpavillions, um der Liebe nachzugehen.
In der Barockzeit entstand auch der Modetrend der Kübelpflanzen. Orangerien wurden hierfür gebaut, um die kostbaren Pflanzen über den Winter zu bekommen.
Der englische Landschaftsgarten als Gegenpol zum architektonischen Stil.
In England entstand um 1700 ein neuer Gartenstil. Der streng symmetrische (architekonische) Gartenstil wurde unmodern. Dies zeigte sich auch in der Kunst, in der immer öfters eine idealisierte Natur gemalt wurde.
Baumgruppen – keine Allen, Seen – keine geometrischen Teiche, geschwungene Wege, kleine Brücken und Hügel sollten eine ideale Naturlandschaft schaffen.
Gartenstil in Deutschland
Mit der Gründung des deutschen Kaiserreiches im Jahre 1871 starteten die Gründerjahre. Hier verschmolzen beide Gartenstile (symmetrischer- und natürlicher). Das Bürgertum möchte nun Repräsentieren und sich vom Adel der vorherigen Zeit abgrenzen. Erste Wintergärten und Vorgärten entstanden. Mit Vorgärten konnte man auch so herrlich repräsentativ sein – was sich auch in der Friedhofskultur zeigte. Blumenbeete, Blumenzwiebel, Rosenrondelle waren der Hit damals. Außerhalb vom Bürgertum regte sich jedoch auch die Gartenlust.
Die ersten Schrebergärten entstanden. Der Arzt Dr. Daniel Gottlob Schreber schaffte hiermit nicht nur eine Ernährungsmöglichkeiten für den kleinen Mann, die Parzelle diente auch der Erholung. Stauden wie Rittersporn, Lupine, Phlox und Malven spielten dabei eine große Rolle.
Es folgten jedoch 2 Weltkriege und Tiefpunkte der Wirtschaft. Nach dem ersten Krieg entstanden erste Volksparks. Die deutsche Reformbewegung wollte nach draußen! Die Parks hatten große Freiflächen und Trampelpfade, so war mit der deutschen Reformbewegung das Sonnenbaden inn und vielfältige Sportangebote.
Heute sind die Gartenstile bunt gemischt anzutreffen. (Fast) alles ist erlaubt.
Übersicht der zwei Gartenstile
Architektonische / symmetrischer / französischer Stil
- gerade Wegführung
- Rechteckige Beete und Teiche
- Gerade verlaufende Allen
- Brunnen und Wasserspiele
- Bepflanzte Tröge
- Strenge Trennung von Natur und Garten
Lanschaftlich / natürlicher / englischer Stil
- geschwungene Wege
- Runde Beete
- Sichtbezüge zur freien Natur
- geschwungene Seen
- Baumgruppen
- Keine Trennung von Natur und Garten
Die Geschichte der Gartenkultur und -stile ist faszinierend, da sich der Garten im Laufe der Zeit von einem Ort der Nutzpflanzen und des Schutzes zu einem Ort der Erholung und Schönheit entwickelt hat. Die verschiedenen Gartenstile spiegeln die jeweiligen kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Bedingungen wider, und heute gibt es eine Vielzahl von Gartenstilen und -trends. Der kommende Artikel über den Bauerngarten wird sicherlich inspirierend sein, und ich wünsche viel Freude beim Lesen der wissenschaftlichen Literatur dazu.
Zum Glück lässt sich alles ein bisschen kombinieren – niedrige formale Hecken mit einem Bauerngarten dahinter. Ich mag es sowieso gerne blumig.
VG
Elke
Genau, eine bunte Mischung ist natürlich möglich. Beide Stile lassen sich miteinander verbinden.
LG