Lohnt sich ein Besuch der BUGA Mannheim? Was gibt es dort für unsere Gärten? Welche Pflanzplanungen? Alle Antworten in meinem Blogbeitrag.
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Die BUGA Mannheim – die Geschichte des Spinelligeländes
*Anzeige / Affiliatelinks* Das Spinelligelände im Nordosten Mannheims wurde seit Jahrzehnten als Militärstandort genutzt. Während dem zweiten Weltkrieg agierte hier die Wehrmacht, nach dem Krieg wurde das Spinelligelände eine Kaserne des amerikanischen Militärs. Die Gesamtfläche beläuft sich auf 82 Hektar. 2012 wurde die US-Army abgezogen. 2014 stand fest, dass das Gelände für die Mannheimer Bundesgartenschau genutzt werden soll.
Der Luisenpark und seine Aufwertung
Zur BUGA 23 gehört nicht nur das Spinelli-Gelände, sondern auch der Luisenpark. Der Luisenpark wurde für die BUGA 1975 errichtet und ist inzwischen als gewachsene Parkanlage in der ganzen Region bekannt. Im Rahmen der BUGA wurde der Luisenpark stark aufgewertet. Der Luisenpark hat nämlich eine komplett neue Parkmitte erhalten. Der chinesische Garten ist dabei mein persönliches Highlight. Er wurde bereits 2001 im Luisenpark angelegt. Hier steht auch das größte chinesische Teehaus Europas, wo ich und mein Mann gerne unseren Tee trinken.
Und mein persönliches Highlight der BUGA Mannheim ist ganz klar die neue Gestaltung des Haupteingangs des Luisenparks. Hier ergießen sich förmlich 1400 qm an schönster, pfälzischer und bester Pflanzplanung: ich spreche von Harald Sauer. Ok, ich bin ein Riesen-Fan von Harald Sauer und daher vielleicht voreingenommen, aber der „Staudenpabst“ hat hier ein Staudenmeer geschaffen, das in unserer Region (und weit drüber hinaus) seinesgleichen sucht. Aber dazu später mehr.
Es gab so viele Veränderungen im Luisenpark, egal ob das Schmetterlingshaus, ein Spaziergang durch das Lama-Gelände (war leider zu unserem Besuch zu unserer Enttäuschung gesperrt), die Pinguine, das begehbare Großvolier, das riesige Pflanzenschauhaus und auch eins meiner Favoriten: der Garten der Partnerstädte, der mich wirklich berührt hat. Ein Garten, aber aus Teilen von 12 Partnerstädten Mannheims, die ihre Idee von der Weide individuell umsetzen konnten. Wie schön es ist, wenn die Länder der Welt zumindest im Garten verbunden sind.
Nachhaltigkeit als das Thema der BUGA Mannheim
Das große Thema der BUGA Mannheim ist: Nachhaltigkeit. Das Ziel ist, die nachhaltigste Bundesgartenschau zu sein bzw. zu werden. Ein ambitionierter Anspruch. Für diesen Anspruch wurden vier Leitthemen definiert:
- Klima
- Umwelt
- Energie
- Nahrungssicherung
Diese 4 Leitthemen gehören zu den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen. Dabei wird die BUGA Mannheim ganz klar als ein Experimentierfeld definiert.
Jedenfalls ist die BUGA Mannheim nicht einfach nur eine BUGA. Das Gelände an sich ist für Mannheim sehr wichtig. Hier soll über 7 Kilometer nicht nur eine zusammenhängende Grünfläche, die als Daueranlage zumindest zum Teil erhalten werden soll, sondern auch ein Frischluftkorridor für die immer heißer werdende Stadt entstehen. Mannheim ist bei den Temperaturen nämlich ganz vorne.
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Blumenschau, Sommerfest und Experimentierfeld – Das ist die BUGA 23 auf Spinelli und im Luisenpark, so steht es auf der Homepage geschrieben. Ein aufmerksamer Besucher der BUGA wird das auch beim Durchflanieren auf dem Gelände erkennen können. Doch manchmal verlor ich den roten Faden auf der BUGA Mannheim. Von Blumenhalle, zur Kunstausstellung, Brachflächen, nachhaltiger Weinkeller und Pool, manchmal wurde es etwas viel mit den verschiedenen Themen.
Wie ich die BUGA 23 besucht habe
Ich habe die BUGA Mannheim am 30.07.2023 besucht. Das Ziel: kein Ziel zu haben. Ich wollte einfach mit meinem Mann zusammen die BUGA erkunden. Wir hatten persönlich keinen Anspruch. Wir wollten einfach wie normale Besucher, trotz Presseakkreditierung, die BUGA besuchen. Der Spaß stand bei uns im Vordergrund und wir waren einfach gespannt drauf, was wir so beim ersten Besuch alles entdecken.
Der Eintritt kostete für das Tagesticket 28 Euro bzw. 11 Euro. Kinder bis einschließlich (!) 14 Jahre haben freien Eintritt. Die Preise sind für das was man geboten bekommt absolut fair. Die Wartezeit am Shuttle war sehr kurz und wir kamen flott bei der BUGA an.
Hier ist übrigens der Geländeplan:
https://www.buga23.de/wp-content/uploads/2023/06/230619_Gelaendeplan-BUGA-23-Stand-Juni.pdf
Ziele der BUGA Mannheim erreicht?
Ich habe ja oben kurz beschrieben, wie wir den Park besucht haben. Wir wollten Spaß und sind einfach da hingelaufen, wo wir hinlaufen wollten, ohne einen großen Plan zu haben. Wobei uns durchaus die gärtnerisch angelegten Flächen am meisten interessiert haben. Klimakrise hat bei mir als Gartenplanerin natürlich einen sehr hohen Stellenwert. Jedoch hat mich als „normaler“ Besucher das Thema „Klima und Nachhaltigkeit“ überraschend wenig erreicht. Ich war nach meinem Besuch etwas irritiert darüber und habe die Seite der BUGA Mannheim studiert.
Ich wollte mir den Spinelli-Park und seine einzelnen Flächen genauer anschauen. Die Zukunftsbäume, die auf der Seite beschrieben sind, sind mir bei meinem Besuch doch aufgefallen, ich habe sie leider nicht als solche wahrgenommen. Warum nicht? Weil neben den Zukunftsbäumen ein phänomenales und buntes Beet angelegt ist, welches komplett die Aufmerksamkeit der Besucher in den Bann gezogen hat. Die Leute fotografierten sich auch darin und erfreuten sich an dem Beet, an den Bäumen sind leider viele mit einem Fragezeichen vorbei gelaufen. Das ist so schade! Aber andererseits, denn Selbstkritik muss immer sein: wie fokussiert war ich beim Thema Klimakrise? Bzw. wie fokussiert sind wir es? Sehen wir unser Ziel des Schutzes der Klimas, oder lassen wir uns durch bunte Lichter doch wieder zu mehr Konsum verführen?
Das ist nur ein kleines Beispiel. Eine BUGA oder auch eine Landesgartenschau ist für mich vor allem ein Ort des Lernens und Genießens. Ich möchte für mich unbedingt etwas mitnehmen. Ideen, Wissen und Inspiration, damit ich etwas tun kann, damit ich etwas verändern kann.
Die Schaugärten – eins meiner Highlights
War das schön durch die Schaugärten zu flanieren. BUGA-Feeling at its best! Hierbei handelt es sich um die Schaugärten von 12 regionalen Garten- und Landschaftsbaubetrieben, alle im Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatz Baden-Württemberg e. V. organisiert. Die Garten- und Landschaftsbaubetriebe aus der Region rund um Mannheim konnten auf der BUGA ihre Gestaltungsideen umsetzen. An erster Stelle steht hier die Ausführungsqualität der Gärten, die als grüne Rückzugsorte für die Gartenbesitzer fungieren sollten.
Das Ziel der Schaugärten war: Biodiversität, nachhaltige, regionale Materialien, aber auch Gesundheit und Wohlergehen. Wurde das Ziel erreicht? Vorab: die Gärten waren wunderschön. Ich habe sehr viel für mich mitgenommen. Doch Schiefer aus Portugal oder ein Erdkühlschrank als Weinkeller (Lebensmittelkeller ist wirklich nicht glaubhaft, wer geht schon im Winter gerne in den Garten und holt sich dort seine Milchschnitte raus?) haben gar nichts – aber wirklich gar nichts – mit Klimaschutz zu tun. Manch Pflasterfläche war auch unnötig groß. Ist das nun schlimm?
Eigentlich nicht, denn es ging um das Zeigen der qualitativ sehr guten Arbeit. Aber bitte nicht das Label „Nachhaltig“ draufbappen, wo es schlicht nicht so ist. Aber auch hier die Selbstkritik: was meinen wir denn, was alles nachhaltig ist? Was hat in unserer heutigen Zeit alles den Label „Nachhaltig“, um uns ein gutes Gefühl zu verschaffen? Können wir die Klimakrise durch nachhaltige Produkte stoppen, wie einen ausgedienten Smart als Sprudelstein für unsere Gärten zu nutzen? Oder eher durch Verzicht von Produkten generell?
Eine Übersicht aller Schaugärten insgesamt findest du hier:
Die Schaugärten – Landlust meets Happinez
Besonders gut fand ich zwei Gärten bei den Schaugärten, weil sie einfach meinem Stil entsprochen haben. Das ist einmal der Garten Nummer 3 „Landlust meets Happinez“ von Mayer & Bühler GmbH und Co. KG, Mannheim. Maximale Natürlichkeit war das Ziel und das wurde zu 100% erreicht. Ich habe selten einen Garten gesehen, der auf solch einer kleinen Fläche soviel bieten kann. Ich liebte die kleinen Spalierbäume, die als „Gartenzaun“ fungierten, die mit Erdbeeren unterpflanzt wurden. Nutz-, Kräuter- und Wildblütengarten in einem.
Im Zentrum des Gartens ein abgesenkter, runder Sitzplatz. Ein Ruheraum mit Kräuterduft! Das Kräuterhochbeet wurde aus gebrauchtem Sandstein und trocken aufgesetzt.
Die Schaugärten – Aus Alt mach Neu
Noch so ein toller Schaugarten. Aus Alt mach Neu von Klaus Morasch Garten- und Landschaftsbau, Mannheim und Kuld Haus und Garten, Bad Schönborn. Hier geht es um den nachhaltigen Umgang mit Materialen. Verschiedene Bau- und Werkmaterialien wurden wieder verwendet und kreativ umgewertet. Der überdachte Senkgarten, der eine zauberhafte Dach- und Fassadenbegrünung hatte, war sehr kühl und angenehm. Ich konnte im Garten sehr viel entdecken, egal ob ein kleiner Barfußpfad, Hochbeete, ein bepflanztes Auto mit Wasserquelle (es ist der Smart) oder alte eingebundene Holztüren und Holzdienen, es blieb immer spannend und kreativ.
Die Bepflanzung auf der BUGA Mannheim
Als Garten- und Pflanzplanerin habe ich mich natürlich für die Gestaltung und die Bepflanzung auf der BUGA Mannheim interessiert. Ich wollte mir auch für meine Kunden Inspiration holen.
Ich liebe Begrünungen aller Art. Auch die vertikale Begrünung, denn hier kann man so richtig kreativ werden. Wie im obigen Beispiel. Wie ein grünes Band zieht sich die Bepflanzung um das Gartenhaus. Hier wurden die schönsten Blattschmuckstauden miteinander kombiniert. Der Staudensaum ist in helleren Farben gestaltet, was nochmals den Kontrast erhöht.
Auch die obige Gestaltung hat mich aus den Socken gehauen. Verschiedene silberfarbene Blattschmuckstauden wurden mit pflaumenfarbigen Purpurglöckchen kombiniert.
Wie kann ich auch mit formalen Ecken eine Leichtigkeit schaffen? Als Gartenplanerin merke ich immer wieder, dass eine formale Gestaltung im Garten seitens meiner Kunden nicht erwünscht ist. Ich habe tatsächlich bis jetzt nur einen formalen Garten geplant, alle andere Gärten hatten geschwungene Linien im Übermaß. Dabei hat ein formaler Garten auch seine Vorzüge. Denn feste geometrische Figuren lassen sich auch umspielen und aufweichen. Gerade bei Gräsern wirken formale Ecken oft zauberhaft. Von daher können auch formale Gärten sehr naturalistisch wirken. Vor allem strahlen solche Gärten eine geordnete Ruhe aus.
Die neuen Staudenflächen am Eingang Luisenpark
Ich habe oben schon erwähnt, dass ich ein Fan von Harald Sauer bin. Bei den BGL-Medientagen im Juni habe ich ihn zum ersten Mal so Live und in Farbe gesehen. Ein totaler Pflanzen-Freak, also ganz nach meinem Geschmack. Ich hatte das Glück, dass Harald Sauer seine Pflanzpläne dabei hatte und ich war mal so frech diese einfach zu fotografieren. Ich fand sie sehr kunstvoll, sympathisch war die Planung auch bereits deshalb, weil sie komplett mit der Hand gemacht wurde. So mach ich das auch.
Die Staudenflächen von Harald Sauer auf der BUGA Mannheim
Ok, das Beet hat es mir angetan. Ich war von den Bepflanzungen so angetan, dass ich tatsächlich vergessen hatte die Staudenliste zu fotografieren. Passiert. Passiert mir aber nur, wenn ich komplett in eine Bepflanzung eintauche. Ich bin dann wie im Rausch. Mein Mann hatte Mühe mich hier weg zu kriegen.
Perfekte Komposition
Ich versuche mein bestes bei der Bestimmung. Hier findet sich das hellgelbe Mädchenaugen ‚Full Moon‘* und der Sommer-Zierlauch im Kontrast zueinander. Flankiert wird die Bepflanzung durch das patagonische Eisenkraut*, welches mit seinen lila Blüten im Beet zu schweben scheint, ohne einen Grünkörper zu besitzen. Dann findet sich noch eine dunkellaubige Fetthenne im Beet,* ebenso das Riesen-Federgras,* welches einen Schleier in die Pflanzung bringt. Die hellblaue Staude müsste das Herbst-Helmkraut* sein.
Übrigens scheint Harald Sauer den Sommer-Zierlauch sehr zu mögen. Er findet sich immer wieder in der Bepflanzung. Die Gräser kann ich leider nicht mehr sicher bestimmen, aber die hellgelben Sonnenblumen könnten die Helianthus giganteus ‚Sheila’s Sunshine‘ (Riesen-Sonnenblume)* sein. Die sonnengelbe Sonnenblume im Hintergrund, wo nur die Blüten zu sehen sind ist evtl. die Verwachsenblättrige Becherpflanze (Silphium perfoliatum).*
Wie perfekt kann eine Bepflanzung eigentlich sein? Je nachdem, wie man in den Staudenflächen flaniert, wechselte sich die gleiche Bepflanzung immer wieder, je nach Blickwinkel. Gefreut hat mich die Verwendung des Blausterns.* Viel zu selten in unsere Gärten gepflanzt. Als Gartenplanerin nutzt ich ihn auch selten, ich gebe es ja zu. Der Grund ist: er braucht seine Zeit um sich zu entwickeln. Diese Geduld ist bei Gärtnern leider nicht oft vorhanden. Ich habe ihn in meinem Garten und weiß: die Wartezeit lohnt sich auf jeden Fall!
Übrigens befindet sich in dieser Bepflanzung ganz unscheinbar der Tennessee-Sonnenhut, der Echinacea tennesseensis ‚Rocky Top Hybriden‘. Er ist noch trockenheitsresistenter und langlebiger wie der uns bekannte Sonnenhut.
Im Hintergrund des obigen Bildes schimmert links etwas hellgrünes, was alles zu überragen scheint. Das ist der Patrinia scabiosifolia – Hoher Goldbaldrian. Eine mir bis dahin unbekannte Pflanze. Nachdem meine hohe Wolfsmilch „Goldener Turm“* dem nassen Frühling zum Opfer gefallen ist scheint der Goldbaldrian für lehmigen Boden eine Lösung zu sein. Ich werde ihn mir näher anschauen.
BUGA Mannheim – Fazit
Eins muss man der BUGA Mannheim lassen: sie hat mich zum Nachdenken inspiriert. Ist wirklich alles so nachhaltig wie wir meinen? Tun wir wirklich unseres bestes, um das Klima und damit uns zu retten? Ist es genug, was wir tun? Dabei sind es nicht die big Player, die hier alleine etwas entscheiden. Jeder einzelne von uns kann etwas tun. Schließlich wird jedem Besucher allein durch den Wechsel vom heißem Spinelligelände zum Luisenpark deutlich, was das Grün und die Natur eigentlich jeden Tag für uns machen. Und was wir so leicht vergessen.
Es ist – trotz dem Thema der BUGA Mannheim – auch der Ort der einen nachdenklich macht. Wir haben wieder Krieg in Europa und die BUGA fand auf einem ehemaligen Militärgelände statt. Auch das hätte ein Thema der BUGA Mannheim werden können. Es war schon berührend, die aufgebrochene Straße zu sehen, wo früher Panzer der Wehrmacht und Amerikaner gefahren sind. Und nun wachsen hier „Blümchen“. Symbolischer geht es kaum. Es hat mich berührt.
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