Der Obi Gartenplaner – taugt er eigentlich was oder kann der weg? In meinem Gartenblog teste ich den Obi Gartenplaner, mal schauen, was er so drauf hat.
Ich als Gartenplanerin liebe mein Handwerk! Jeder Garten, jeder Standort und jeder Gartenbesitzer sind unglaublich individuell. Ich bin ehrlich, ich glaube nicht, dass eine Maschine eine Gartenplanung übernehmen kann. Der Garten ist ein kleiner Mikrokosmos. Verflochten und verwoben, alles greift ineinander über. Und dann kam der Obi Gartenplaner. Ich bin ehrlich, ich stehe dem Obi Gartenplaner als Reallife-Gartenplanerin skeptisch gegenüber.
Aber: ich werde von keinem bezahlt diesen Artikel zu schreiben. Ich bin also in keiner Weise irgendwie beeinflusst und befangen. Auch trotz meiner Skepsis. Diese hilft mir lediglich dabei den Obi Gartenplaner gründlich zu testen. Mein Blogartikel beinhaltet Vor- und Nachteile, Lob und Kritik und ist daher keine Werbung. Ich begebe mich in die Rolle des Kunden, der auf der Suche nach einer schnellen und kostenlosen Planung ist. Denn das erhoffen sich Kunden: eine (vermeintlich) günstige und standardisierte Online-Gartenplanung.
Eine wichtige Info vorab: Solltest du dich nach einem Garten von Herzen mit einer Prise Wildheit sehnen, wo du ankommen und abschalten kannst, dann informiere dich jetzt über mein Angebot der Gartenplanung online.
Der Obi Gartenplaner – die Werbung bzw. das Marketing
Ok, die Werbung bzw. das Marketing des Obi Gartenplaner ist bombe. Der Obi Gartenplaner ist hier zu erreichen. Er ist seit der Erstveröffentlichung meines Beitrages (das war am 08.11.2018) ordentlich gewachsen. Er bezieht sich längst nicht mehr auf eine Beetplanung, sondern ist vermehrt ein Projektplaner für den gesamten Gartenbereich geworden. Hier ist eine Poolplanung möglich, aber auch Balkone, Terrassen und Hecken können geplant werden. Die Werbung ist natürlich super, denn so schnell kann aus Arbeit ein Projekt werden. Die Startseite des Obi Gartenplaner ist nun auch viel übersichtlicher gestaltet als in 2018.
Der Obi Gartenplaner – Beet planen
Ich kann leider nicht den kompletten Obi Gartenplaner testen. Ich habe mir mal den Bereich „Beet“ ausgesucht. Das Ziel ist klar: ich möchte nun ein Staudenbeet planen. Der Beetplaner – so verspricht das Marketing – soll dabei helfen ein individuelles Beet im Online-Konfigurator zu planen. Ebenso soll es möglich sein verschiedene Pflanzen und Sträucher zu kombinieren. Am Ende soll man eine ganz individuelle Pflanzanleitung inklusive Materialliste erhalten.
Für die ganz Ungeduldigen ist es hier bereits möglich direkt auf Gestaltungsideen zu klicken und aus 5 Beeten ein für sich stimmiges Staudenbeet zu wählen. Wenn man sich für ein Beet entschieden hat und dann auf „zu den Produkten“ klickt, kommt die OBI-Shopseite, jedoch ohne Produkte bzw. nicht mit den Produkten, die auf dem Bild zu sehen sind. Der Kunde läuft daher hier ins Leere. Sehr schade.
Auf der Seite ist noch ein Vorher-Nachher-Beispiel einer Kundin namens „Sarah“ zu sehen. Sarah zeigt hier stolz ihren Vorgarten und freut sich über das Ergebnis. Ich als Reallife-Gartenplanerin würde niemals einen Vorgarten mit Kirschlorbeer, Carex und (wahrscheinlich) Lavendel gleichzeitig planen. Das macht auch der dortige Fächer-Ahorn nicht besser. Die Kombination der Pflanzen erscheint mir als Profi experimentell merkwürdig.
Gartenprojekt online gestalten und konfigurieren
So, nun aber zum Obi Gartenplaner bzw. Beetplaner. Wenn du auf den Link klickst wirst du zu einer Art Planer weitergeleitet. Zuerst kann man sich Inspiration holen und auf gewisse Stichwörter klicken wie „winterhart“ oder „Schattenbeet“. Daraufhin zeigt der Obi Gartenplaner Pflanzideen. Leider immer noch – also seit 2018 – computeranimierte Staudenbilder. Die marketingtechnisch natürlich alle gleichzeitig blühen. So sieht es aber in Wirklichkeit nie aus. Das ist für Kunden nicht ganz klar.
Ansonsten schreibt Obi (Zitat)
„Die Beetplanung gehört zu den schönsten, aber auch anspruchsvollsten Herausforderungen im eigenen Garten. Damit Sie die Beete kreieren und anlegen können, die Sie sich wünschen, präsentiert Ihnen OBI eine große Auswahl an erstklassigen Sämereien, Pflanzen und Gartenwerkzeugen sowie hilfreichen Ratgebern und den vollumfänglichen Service. Dabei bleibt die Basis für die herrlichsten Nutz- und Zierpflanzenbeete eine sorgfältige Planung im Vorfeld.“
Was soll ich sagen? Obi hat natürlich Recht! Ein Pflanzplan ist die Meisterschaft der Gartenplaner. Sie ist sehr anspruchsvoll, daher bin ich mal gespannt, ob ein Obi-Gartenplaner diesen Anspruch einhalten kann. Ich bin daher mal erfahrungstechnisch etwas skeptisch, aber dazu später mehr. Später schreibt Obi auch (Zitat):
„Beachten Sie bei Mischkulturen, inwieweit sich die jeweiligen Pflanzen vertragen. Während sich manche Pflanzkombinationen schlichtweg schaden, profitieren andere von der unmittelbaren Nachbarschaft.“
Ok und an diesem Punkt muss ich sagen, ist der OBI-Gartenplaner raus. Denn was bringt mir ein automatisierter Gartenplaner, wenn er nicht von Beginn an die Mischkulturen der Stauden berücksichtigt. Die Kunden, die auf einen solchen Planer zurück greifen, wollen erprobte, bewährte und standardisierte Staudenmischpflanzungen.
Meine Gartenplanung (Online) für deinen wilden Garten, um anzukommen, abzuschalten und deine wilde Seite zu entdecken.
Der Obi-Gartenplaner – ein Planer oder nicht?
Ok, aber jetzt einfach mal los und „online konfigurieren“. Ich verstand es 2018 nicht und auch in 2022 nicht. Ich kann nur zwischen fertig geplanten Beeten auswählen. Für mich ist ein Planer bzw. Konfigurator einfach etwas anderes. Vorgefertigte Pflanzpläne sind crap, darüber habe ich schon gebloggt.
Ok, also ich wähle ein Stichwort aus und entscheide mich für den Klassiker: dem Marketing-Green-Washing-Dauerbrenner „Bienenbeet“. Ich erwähne das etwas zugespitzt, ich gebe es zu. Auslöser ist aber eine Testung von Zierpflanzen durch BUND. Das Ergebnis der Testung: Fast jede Probe der mit bienenfreundlich etikettierten Zierpflanzen waren pestizidbelastet – „Bienenfreundlich“ ist also selten bienenfreundlich.
Also „Bienenbeet“ geklickt und ich bekomme 8 „passende“ Staudenbeete angezeigt. Ich wähle das Beet „schlichte Eleganz“. Um mir einen besseren Überblick zu beschaffen, habe ich direkt auf den „Kostenlosen Plan zuschicken“ geklickt.
Der Obi-Gartenplaner – das Ergebnis der schlichten Eleganz und Bienenbeet (2022)
Der Plan war sofort im E-Mail Fach. Zum Standort gibt es lediglich ein Hinweis: sonnig/halbschattig. Mehr nicht. Wie der Boden oder der PH-Wert sein sollte: kein Hinweis.
In 2018 war ich über den Gesamtpreis der Stauden etwas geschockt. In 2018 hatte das damals ausgewählte Beet (Heiße Liebe) ebenfalls 8,5 qm und kostete vom Gesamtpreis stolze 387,78 € (in 2022 kostet das Beet Heiße Liebe 362,84 €). Das Beet „Schlichte Eleganz“ schlägt in 2022 mit 232,30 € zu buche.
Ein erster Blick auf die Pflanzliste lässt mich etwas schaudern. An erster Stelle steht der Japanischer Blumen-Hartriegel ‚Venus‘ (Cornus kousa ‚Venus‘). Übrigens wegen den Standortbedingungen, die als Hinweis auf dem Pflanzplan fehlen. Der Blumen-Hartriegel mag eher sauren Boden. Und eine Info vorab: Ein Blumen-Hartriegel hat in einem Bienenbeet nichts zu suchen. Da fliegen 0 Bienen drauf.
Weiter geht es mit einer Bauernhortensien. Spoiler: 0 Bienen! 0 gehen da drauf. Auch die Kosten stimmen nicht. Im Gartenplaner kosten diese Hortensien 14,99 €, im Shop allerdings 15,99 €. Auch hier beim Standort wieder Probleme: ich würde niemals eine Bauernhortensie in die Sonne stellen. So viel kannst du das Ding nicht gießen. Halbschattig bis Schattig ist optimal.
Mit im Beet an dritter Stelle eine Bodendecker Rose. Auch hier wieder Standort: mag es gerne vollsonnig. Also eine Bodendeckerrose neben einer Bauernhortensie, das ist wie ein Gartenzwerg neben Buddha. Ob diese Bodendeckerrose bienenfreundlich ist, weiß ich nicht. Sie ist zumindest mal nicht gefüllt, es könnte also sein, dass Bienen etwas von der Pflanze haben. Besonders wertvoll ist die allerdings nicht für Bienen.
Und eigentlich könnte ich genau so weiter machen. Die nächste Staude das Purpurglöckchen „Splendens“. Jo, neben Rosen finde ich die Kombi auch etwas merkwürdig. Eine Biene am Purpurglöckchen habe ich auch noch nie gesehen. Die Heuchera gilt auch als Blattschmuckstaude. Sie überzeugt durch ihre farbigen Blätter, weniger durch die Blüte.
Nun wird es mit der nächsten Pflanze tatsächlich etwas wild und zwar mit dem Blauschwingel (Festuca cinerea). Also da bleibt mir ehrlich gesagt etwas die Spucke weg. Das passt ja gar nicht da rein. Also mal abgesehen, dass auch da 0 Bienen dran gehen, so ist auch der Standort eines Blauschwingels ein ganz anderer wie von einer Bauernhortensie. Der Blauschwingel mag es gerne trocken, sonnig und karg. Die Bauernhortensien mögen es gerne feucht, mindestens halbschattig und gerne nährstoffreich, mit saurem PH-Wert. Das passt nicht Leute, echt gar nicht.
Danach kommt Blutroter Storchschnabel (Geranium sanguineum), wow! Die erste bienenfreundliche Staude im „Bienenbeet“, die auch ich ohne jegliche Einschränkung empfehle. Ich habe selbst die Sorte „Tiny Monster“ im Garten.
Der Obi-Gartenplaner – Staudenbeet (Heiße Liebe) – Stand 2018
Es wird bei dem Beet (Name: Heiße Liebe) vorgeschlagen 87x Hauswurz rot zu pflanzen. Es gibt viel günstigere Bodendecker, die viel schneller ein Beet zuwuchern. Zudem besteht das Problem, dass Hauswurz Dünger nicht mag. Das schreibt auch der Obi Gartenplaner dazu. Nur kann ich bspw. dazu Fingerhut gesellen, der es nicht so sonnig mag und gerne mal Dünger braucht. Ich könnte theoretisch noch die Yaku-Rhododendron „Percy Wiseman“ dazu pflanzen. Theoretisch mit Hauswurz. Ajajajaj… egal, wie rum ich es drehe und probiere. Die Pflanzungen passen nicht zusammen – von den Standortbedingungen nicht, vom Düngerbedarf nicht, auch nicht vom Bedarf des Lichtes. Einzig die Farben sind stimmig.
Naja, ich habe jetzt die Pflanzen so gewählt, dass sie einigermaßen passen – Schadensbegrenzung. Und komme auf einen Gesamtpreis von ca. 358,65 € für 8,5qm Garten. Und das sind reine Materialkosten. Wenn Du noch den Handwerker-Service von Obi nutzen möchtest, dann ist es aus meiner Sicht ein wirtschaftlicher Totalschaden für gerade mal 8,5 qm Garten. Lieber Obi, Wirtschaftlichkeit ist bei Gartenplanung ein Muss! Jeder Landschaftsarchitekt oder Gartenplaner muss sich an dieses Gebot halten.
Der Pflanzplan
Ich erhalte mit dem Obi-Gartenplaner eine gesamte Pflanzenliste, den Anordnungsplan und Pflegetipps kostenlos. Ok, aber erst, wenn ich meine E-Mailadresse eingebe. Was jedoch mit meiner E-Mailadresse passiert, kann ich nicht direkt in diesem Punkt nachlesen. Wahrscheinlich dienst sie tatsächlich nur dazu mir den Beetplan zu zu schicken.
Der Beetplan an sich ist übersichtlich und ansprechend aufgebaut. Er ist leicht zu lesen. Ein nettes Teil, muss ich sagen. Nur leider übersät mit fachlichen Mängeln.
Ich habe mir dann den Aufbau bzw. die Vorbereitung des Beetes angeschaut. Dort steht in der Beetvorbereitung tatsächlich drin, dass die Aufwertung des Bodens mit Kompost bei lehmigen Boden notwendig ist. In der Regel hat lehmiger Boden genug Nährstoffe und kann diese auch sehr gut halten. Oftmals ist gerade Lehmboden überdüngt. Es ist der Sandboden, der in der Regel regelmäßig mit Kompost oder Stallmist aufgewertet werden sollte. Das war 2018 schon grenzwertig und ist es auch in 2022.
Fazit
Ich bin vom Obi Gartenplaner enttäuscht. Ich habe für so ein großes Unternehmen bessere planerische Qualität vorausgesetzt. Es ist gut und sinnvoll die Individuelle Beratung und gemeinsame Planung im Markt in Anspruch zu nehmen. Und zu hoffen, dass die Fachkräfte bei Obi, auch tatsächlich Fachkräfte sind.
Menschen, die absolute Gartenanfänger sind werden den Obi Gartenplaner mögen, wobei der Name irreführend ist. Es ist kein Gartenplaner, sondern eher eine Auswahlmöglichkeit. Absoluten Gartenanfängern werden die fachlichen Fehler nicht auffallen. Sie werden zufrieden mit dem Obi Gartenplaner sein. Das ist leider tückisch. Die Pflanzen passen nicht zusammen und werden ohne Berücksichtigung des Standortes und den Wachstumsbedingungen nicht gedeihen.
Wenn Du einen echten Pflanzplan möchtest, wo die Pflanzen garantiert zu dir und deinen Garten passen, dann schau mal hier rein: meine Gartengestaltung.