Was macht man eigentlich mit einem Gierschgarten? Aufgeben? Den Giersch aufessen? Mein Tipp: man macht einfach das beste draus!
*Anzeige / Affiliate* Mein eigentlicher Blogbeitrag ist nun 5 Jahre her. Dieser Blogbeitrag wurde also komplett überarbeitet. Und mit komplett meine ich wirklich komplett. Denn heute bin ich Gartenplanerin und weiß mit dem Giersch umzugehen.
Damals schrieb ich: „Mein Spitzname ist „Gartenpsychopathin“, weil mich schlicht manche Sachen in den Wahnsinn treiben. Ich fühle mich wie der Terminator, wenn ich den Garten scanne und eine Gierschpflanze erkenne. Hasta la vista, Giersch!“ Ich hab ihn dann immer in meinem Garten weggejätet.
Aber es gibt Gärten, die komplett geplagt sind mit Giersch, weil er überall auftaucht. Und da gibt es zwei Möglichkeiten: Wahnsinniger wie der Giersch zu sein und gegen ihn ankämpfen oder das beste draus machen und mich bei der Pflanzplanung beauftragen, denn das Motto lautet: Stauden gegen Giersch.
Das Lieblingsunkraut der Deutschen
Es gibt unzählige Unkräuter, die uns auf die Nerven gehen. Da gibt es die Quecke oder die Ackerwinde. Und eben den Giersch. Problematisch wird er, wenn er sich im Garten oder komplett im Staudenbeet ausbreitet. Das alleinige Jäten bringt hier nichts, denn die Rhizome wachsen in die Wurzeln der Stauden rein und es ist nicht möglich beides voneinander zu trennen, wenn du nur außenrum jätest.
Kenne deinen Feind
Zu finden ist der Giersch (Aegopodium podagraria) hauptsächlich in Europa und Asien. Er vermehrt sich stark über unterirdische Rhizome und Versamung. Er ist in der Regel 30 cm hoch bei uns, er kann aber durchaus auch eine Höhe von einem Meter schaffen. Typisch sind die kantig gefurchten Stängel und dieses typische Gierscharoma, was mich irgendwie an den Holunderschnittgeruch erinnert. Er liebt schwere, nährstoff- und humusreiche Böden, bevorzugt im lichten Schatten. Hier streckt er gerne seine Rhizome aus.
Was bei Giersch nicht geht
Was gar nicht geht sind Hausfrauentipps – ich nenn sie mal so. Im Internet finde ich regelmäßig Tipps wie Essig, Salz oder Unkrautvernichter gegen Giersch. Unkrautvernichter geht gar nicht, denn ein Mittel kann nicht zwischen gut und böse unterscheiden. Auch wenn auf der Packung „Gierschvernichter“ steht, wenn das Mittel auf Kulturpflanzen fällt, ist die Pflanze dahin. Und Unkrautvernichter sind sowas von out – ja out. Oldschool, altmodisch und spießig. Der Mensch hat schließlich Hände, Grips und Ausdauer und damit kann man der Gierschpflanze am Besten an den Kragen gehen.
Ja, dann gibt es noch den Tipp mit Essig und Salz. Wenn du dir deinen Boden ruinieren willst, dann machst du genau das. Nicht nur, dass es verboten ist (da kein anerkannter Unkrautvernichter), es hat lediglich einen kurzen Erfolg. Der Giersch mag eingehen, das Essig und das Salz bleiben im Boden und verhindern das Wachstum anderer Pflanzen, während nach kurzer Zeit der Giersch und Unkraut (was alles überlebt!) wieder gedeiht und blüht.
Manche raten den Giersch zu essen. Er ist tatsächlich essbar und schmeckt so bisschen wie Sellerie und Petersilie. Das kann man tun, dann wird der Speiseplan allerdings sehr einseitig, wenn man ihn damit im Garten loswerden will.
Erste Möglichkeit: Giersch wie ein Wahnsinniger bekämpfen
Wir gehen mal vom Worst-Case aus. Der Giersch hat sich im kompletten Garten ausgebreitet und feiert sein Alleindasein, du bist ständig den Tränen nahe, wenn du in den Garten blickst und wünscht dem Giersch die Pest an den Hals. Sehr gut, sei Gott, sei die Pest. Wie gesagt, die Möglichkeit empfehle ich dir nur, wenn du auch bisschen wahnsinnig bist.
Denn den Giersch aus einem Garten komplett zu entfernen ist eine Mammutaufgabe. Aber dafür gibt es eine einfache mathematische Rechnung: du musst ausdauernder wie der Giersch sein. Wenn du das nicht bist, gehe am Besten direkt zur zweiten Möglichkeiten, wie du mit deinem Giersch im Garten leben kannst.
Mögliche Lösung gegen Giersch
Das erfolgreichste und einfachste Mittel gegen Giersch ist lichtdichte Folie über den Boden zu legen. Als wir unseren Teich entfernt haben, haben wir diese Folie zum Überdecken unseres Girschanzuchtsfeldes genutzt. Am besten hierfür das Frühjahr nutzen, wenn der Giersch kräftig ausgetrieben ist. Die Abdeckung mit der Folie sollte dann mind. 1 Jahr liegen, besser zwei oder drei Jahre. Wichtig: der Giersch wird natürlich ausweichen und am Rande der Folie austreiben. Das musst du durch sorgfältiges Jäten stoppen.
Bestenfalls holst du den gesamten Rhizom raus – dieser ist reinweiß und bricht auch noch gefühlt bei jeder Berührung. Für diese Arbeit ist die Grabegabel dein Lichtschwert. Dieses Wurzelgeflecht muss raus, sonst treibt es neu wieder aus. Und das ist auch das Problem, Giersch liebt schweren Boden und dieser ist leider schwer zu beackern. Ausdauer, Mut und Stärke du jetzt brauchen. Keinesfalls solltest du den Boden jetzt hacken oder umgraben. Durch das Umgraben vermehren sich lediglich die Rhizome und es ist schlimmer wie vorher! Diese Arbeit kannst du dir sparen.
Zugegebenermaßen sieht das dann eine Zeitlang optisch nicht gut aus, aber das ist eben der Preis.
Der Preis ist auch dein Boden. Mit einer licht- und wasserdichten Folie leidet der Boden drunter massiv. Es ist daher wichtig, dass wenn du die Folie wieder entfernst erstmal die Fläche nochmal paar Wochen beobachtest, ob nicht doch wieder Giersch sprießt. Diesen musst du sofort entfernen oder am Besten die Folie ein weiteres Jahr liegen lassen. Er breitet sich sonst schnell wieder aus. Wenn der Giersch nicht mehr kommt, heißt es, dass du dem Boden auf die Sprünge helfen musst. Er muss dann ordentlich gewässert werden. Zudem würde ich Kompost einarbeiten.
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Fazit: Es ist leider so, wenn der Giersch in Staudenbeeten feiert, bleibt für die Wahnsinnigen nur die komplette Neuanlage. Wenn du deine Stauden retten möchtest, so musst du aus den Wurzeln die Giersch-Rhizome rausziehen. Die Stauden können dann für das eine Jahre (oder zwei-drei Jahre) in Töpfe gepflanzt werden.
Zweite Möglichkeit: gestalterisch das Beste draus machen
Ich kann dir aus vollstem Herzen empfehlen das Beste aus deinem Giersch zu machen. Denn wie Harald Sauer sagt:
Es ist schon so, dass Harald Sauer, Chefgärtner bei der Stadtverwaltung Ludwigshafen, im Ebertpark evtl. den neuen „new german style“ erfunden hat. Ich nenne es „Perennials in the weeds“. Bei einer Führung im Ebertpark Ludwigshafen habe ich diesen neuen „new german style“ entdeckt. Denn dort wurden in das Gierschbeet einfach Stauden gepflanzt. Also sind die konkurrenzstarken Stauden die Lösung.
Vorbereitung für dein Stauden-Gierschbeet
Wichtig ist bei der Planung eines Staudenbeetes, wie du es oben im Bild siehst, die richtige Vorbereitung. Es ist wichtig konkurrenzstarke Stauden (sogenannte C-Strategen) zu benutzen. Denn diese Stauden sind in der Regel dazu geeignet mit dem Giersch im Gleichgewicht zu koexistieren. Und das geht nur, wenn du deinen Boden und deine Standortbedingungen richtig einschätzen kannst. Denn jede Pflanze hat ihren eigenen Lebensbereich und Pflanzen aus dem gleichen Lebensbereich begünstigen sich gegenseitig.
Und dann ist letztlich die Pflege entscheidend.
Wie oben beschrieben, sollte der Boden im Staudenbeet nicht unnötig gehackt werden, denn das führt zu noch mehr Giersch. Ein Gierschbeet sind vor allem schön aus, wenn der Giersch als Beetumrandung genutzt wird und in die Mitte des Beetes die konkurrenzstarken Stauden gepflanzt werden. Hier ist es dann wichtig, dass im zeitigen Frühjahr ein kompletter Rückschnitt des Giersches erfolgt. Denn dann können die Stauden ihren Vorsprung nutzen und kräftig austreiben. Der Giersch wächst dann später nach und kann die Stauden weniger bedrängen.
Ein letzter Tipp an dieser Stelle. Giersch mag Nährstoffe und Wasser. Es ist daher möglich eine Bepflanzung auszuwählen, die mit Trockenheit eher zurecht kommt. Dann musst du das Beet nicht gießen. Dadurch wächst der Giersch schon weniger, während die trockenresistenten Stauden mehr Power haben.
Konkurrenzstarke Stauden für dein Gierschbeet
Hier eine Liste von konkurrenzstarken Stauden, die du in einem Gierschbeet einplanen kannst:
- Gräser, wie Sandrohr ‚Karl Foerster‘* und Miscanthus*
- Bergknöterich ‚Johanniswolke‘*
- Kann stark wuchern: Filzige Herbst-Anemone ‚Robustissima‘*
- Kerzenknöterich*
- Himalaja Wolfsmilch ‚Fireglow‘*
- Armenischer Storchschnabel*
- Kleinblumige Sonnenblume*
- Frühe-Wiesen-Taglilie*
- Großblättrige Funkie ‚Sum and Substance‘*
- Goldfelberich*
- Großblättrige Flammenblume*
- Für eher schattige Plätze: Hoher Wald-Geißbart*
- Für eher schattige Plätze, wuchert nicht: Heimischer Wurmfarn*
Auch der Bleiwurz* ist ein toller konkurrenzstarker Bodendecker, wie man hier sieht:
Fazit
Ich hoffe ich konnte dir zeigen, dass eine Bekämpfung vom Giersch nicht zwingend notwendig ist. Das zeigt auch das Beispielbeet im Ebertpark. Unglaublich grün und daher sehr beruhigend. Die blühenden Stauden wirken mit dem Giersch als Unterpflanzung noch spektakulärer. Ebenso zaubert der Giersch einen wunderschönen Staudenrand, der für die Bepflanzung ein Rahmen schafft. Das Kunstwerk ist auch nur mit einem entsprechenden Rahmen interessant.
Von daher kämpfe nicht gegen den Giersch. Vor allem, wenn er bereits überall wuchert. Er ist keine schlechte Pflanze und überlässt auch manch anderer Pflanze den Freiraum. Wir müssen ihn nur lassen.
Doch wichtig ist bei den konkurrenzstarken Stauden, dass du passende Stauden auswählst, die zu seinem Standort passen. Denn sonst sind auch diese Stauden vielleicht nicht stark genug. Sollte dir eine Planung für dein Staudenbeet zu aufwendig sein, so kannst du mich jederzeit für eine Pflanzplanung kontaktieren, ich helfe dir gern.
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Ich habe sehr gute Erfahrungen mit Efeu gemacht. Wo Efeu ist, wächst kein Giersch mehr. Er wird einfach „zugedeckt“.
Auch mit dem aushungern von Giersch an unserer Trockenmauer habe ich gute Erfahrungen gemacht. Es dauert zwar eine Weile, aber dann kommt nichts mehr nach.
Hallo liebe Anke, danke für deinen Tipp. Der Efeu eignet sich tatsächlich sehr gut dazu. Manche würden aber sagen, dass der Efeu dann lästig wird 😀 Ich denke am Wichtigsten ist eine Pflanzengemeinschaft zu erschaffen, die sich gegenseitig in Schach hält und so ein Gleichgewicht entsteht.
LG
Natalie Bauer / Wildes Gartenherz
Liebe Natalie,
der Beitrag über den Umgang mit Giersch ist sehr interessant. Du hast schon die richtige Auffassung dazu. Ergänzend kann ich berichten, dass es Sinn macht eine „Gegenpflanzung“ zu starten. Wenn ein Beet voll Giersch ist, rode ich zunächst einmal so gründlich die unerwünschte Pflanze. Dann pflanze ich die erwünschte, auch dann, wenn eventuell noch Rhizome des Giersch irgendwo lauern. Als besonders erfolgreich hat sich eine Gegenpflanzung mit Taubnessel herausgestellt. Offensichtlich liebt der Giersch diese Nachbarschaft nicht besonders! Bei mir zog er sich zurück. Diese Idee stammt von einer Freundin, die mir von ihren Erfahrungen berichtet hat.
Einen schönen Herbst wünscht Dir Angelika
Liebe Angelika, danke dir für dein Kommentar.
Absolut richtig! Es ist wichtig, den Giersch erstmal abzuschwächen, damit andere „Gegenpflanzen“ etwas Vorsprung haben beim Etablieren. Und die Taubnessel ist eine wunderbare Pflanze für ein Gierschbeet! Auch deine Beobachtung und deiner Freundin finde ich total interessant, dass der Giersch evtl. die Taubnessel nicht so mag. Das greife ich mal auf, das möchte ich unbedingt mal testen. Bzw. ich frag mich auch mal rum, ob vielleicht noch jemand die Erfahrung gemacht hat! Danke dir für diesen tollen Tipp!
LG
Natalie / Wildes Gartenherz
Ich habe gute Erfahrung bei der Bekämpfung von Giersch mit dem Balkan-Storchschnabel gemacht. Zuerst möglichst viel Giersch ausrupfen und dann an der gleichen Stelle die Storchschnabel-Stecklinge einpflanzen. Sie wachsen früher und schneller als der Giersch, bilden schnell einen dichten Teppich und nehmen ihm das Licht. Trotzdem wird immer mal wieder ein Giersch-Blatt durchkommen, die dann regelmäßig auszupfen.
Ja Balkon-Storchschnabel ist hier auch gut. Wenn man ihn mag, meine Sache ist es auch nicht :-/
Giersch und Winde! Die haben sich in der Rosenrabatte festgesetzt. Trotz Mulchfolie und Holzhäcksel.
Ich kürze im Frühjahr die Rosenbüsche, um an den Boden zu kommen. Dann will ich alles lockern, ausgraben und neu mit Folie und Holzhäckseln bestücken. Alles findet einen Weg durch die Ränder am Abschluss der Folie. Oder an den Löchern, wo die Pflanzen in der Folie wachsen. Gerade die Winde nervt, wenn sie die Rosen völlig abdeckt. Das macht dann keinen Spass mehr. Beim Ausziehen der Winde bin ich immer total zerkratzt von den Dornen. Trotzdem Liebe ich meinen Garten. Eine Herausforderung mit herrlichen Blüten und Duftwolken.
Hallo Angelika,
ja diese zwei Unkräuter sind hart. Den Giersch habe ich so besiegt, die Ackerwinde noch nicht, da die hauptsächlich in meinem Gemüsegarten vorkommt. Da ist abdecken schwierig, vor allem, weil ich es da gerne üppig habe und keine ordentlichen Bahnen ziehe. Aber dieses Jahr versuche ich es mit einer Folie aus Maisstärke.
Wenn du abdeckst und der Giersch an der Seite oder in Löchern rauswächst, dann kannst du auch eine tiefe „Rasenkante“ legen. Damit der Giersch nicht aus der Folie wächst. Er ist dann in dem Gebiet gefangen und du kannst die Folie auflegen.
LG
Natalie
Auch wir hatten schon jede Menge Giersch in unserem Garten. Wir haben ihn an einigen Stellen aber gut unter Kontrolle bekommen, einfach durch immer wieder ausgraben bzw. Einfach immer wieder abreißen. Er wird dann langsam immer weniger. Wir machen auch Jauche aus dem Giersch, und im Frühling kommt etwas davon in den Salat. Außerdem haben wir tatsächlich festgestellt, dass es sinnvoll ist, Waldmeister in die Gierschecken zu pflanzen. Er scheint den Giersch zu vertreiben. Es hat eine Weile gedauert, bis der Waldmeister bei uns richtig Fuß gefasst hat. Jetzt haben wir jede Menge, und er hat den trockenen Sommer bestens überstanden. Sieht gut aus, und er duftet!
Ein größeres Problem ist bei uns mittlerweile die Winde. Es gibt einen Moment im Jahr, da sie die Herrschaft übernimmt. Dafür fehlt uns noch ein Erfolgsrezept…
Hallo Gisela, die Idee mit der Jauche ist super!! Eine sehr nützliche Verwendung für den Giersch.
Die Winde wütet bei mir vor allem im Gemüsebeet. Irgendwie habe ich gelernt mit ihr zu leben und sie zu akzeptieren. Ich organisieren dann zweimal im Jahr so Hau-Ruck-Winde-Tage und dann ist es auch ok. Im Staudenbeet ist sie – seit der dichten Bepflanzung – auch von alleine verschwunden. Im Gemüsebeet haben wir dieses Jahr angefangen zu mulchen und ich hab da den Eindruck, dass es auch mit der Winde weniger geworden ist. Sie mag wohl Schattiges und überdeckendes so gar nicht.
Nächstes Jahr mulchen wir dann von Anfang an, also ab März wird Folie aus Maisstärke auf die Felder verteilt und danach mit Gras noch gemulcht. Bei uns hat sich so ein Futterhirsegras im Gemüsebeet breit gemacht, wo Gemüseanbau wirklich kein Spaß mehr macht. Daher wird nun rigoros alles abgedeckt; in der Hoffnung, dass das Gras im zweiten Jahr verschwunden ist. LG, Natalie