Der botanische Garten Mainz ist ein Besuch wert. Was ich hier alles entdeckt und erlebt habe erfährst du in diesem Blogbeitrag.
Ich erinnere mich genau als ich noch in Mainz studierte. Der botanische Garten war zu meiner Studienzeit ein Zufluchtsort. Überhaupt sind botanische Gärten für mich ein Zufluchtsort. Jede Minute und jede Pause verbrachte ich dort. Meist ging ich zuerst in die Bibliothek und schleppte dann die ganzen Bücher in den botanischen Garten Mainz, um dort alles zu lesen. Ich hab es geliebt. Nun war ich dieses Jahr erneut dort. Warum und was ich dort alles erlebte habe ich in diesem Blogbeitrag zusammen gefasst.
Vom Aufbau her erzähle ich dir erstmal etwas zum botanischen Garten Mainz, zum WIPs-DE-Projekt, zu meiner absolvierten Schulung zum „Botschafter für Wildpflanzenschutz“ und meinem Besuch im botanischen Garten – mit vielen Blümchenbilder. Versprochen.
Eine wichtige Info vorab: Solltest du dich nach einem Garten von Herzen mit einer Prise Wildheit sehnen, wo du ankommen und abschalten kannst, dann informiere dich jetzt über mein Angebot der Gartenplanung online.
Der botanische Garten Mainz
Der Botanische Garten der Johannes Gutenberg-Universität ist ein wissenschaftlicher Garten. Wie jeder botanischer Garten hat er ein Ziel: ein möglichst breites Spektrum von Pflanzen zu „sammeln“ und diese Vielfalt zu erforschen und zu erhalten. Es geht nicht nur um aller Herrenländer Pflanzen, sondern auch um den regionalen Einsatz zur Bewahrung seltener Pflanzen aus Rheinland-Pfalz/Saarland, spezieller: bspw. die Mainzer Sand-Flora, ein kleines Steppengebiet Europas.
Der botanische Garten Mainz – seine Aufgaben
Der botanische Garten Mainz hat 5 Aufgabenbereiche:
- Forschung und Lehre: Der botanische Garten unterstützt Forschungsprojekte, liefert Anschauungsmaterial und kultiviert ein breites Spektrum an Pflanzen, damit die Studenten die Möglichkeit haben die Pflanzen kennen zu lernen.
- Weiterbildung und Öffentlichkeitsarbeit: Durch die Präsentation der Pflanzensammlung, durch öffentliche Führungen, Ausstellungen, Broschüren und Informationstafeln ist der botanische Garten für alle Interessierte geöffnet. Viele meinen, dass botanische Gärten nicht besucht werden können oder der Eintritt nicht gestattet ist. Dem ist nicht so.
- Erhalt der biologischen Vielfalt: Hier werden vom Aussterben bedrohten Pflanzen kultiviert. Ein Schwerpunkt ist das bereits genannte Naturschutzgebietes „Mainzer Sand“.
- Berufsausbildung zum Gärtner (Zierpflanzenbau): Die Ausbildung zum Gärtner ist dem botanischen Garten Mainz sehr wichtig. Sie verfügen über neun Ausbildungsplätze. Die Azubis lernen dabei die unterschiedlichsten Pflanzen kennen.
- Kultur und Erholung: Der botanische Garten ist ein Ort der Erholung. Es gibt aber auch tolle Events wie das „Sommerfest“ oder die „Tropennacht“, die ich sehr gerne besuche.
Der botanische Garten Mainz – der Aufbau
Der botanische Garten Mainz besitzt ein großes Freilandgelände. Im Hauptareal findet sich der Bereich der Kultur- und Naturlandschaften mit der Nachbildung des „Mainzer Sandes“ und den Steppenanlagen, aber auch u. a. ein Alpinum und ein kleiner Bauerngarten. Den Lageplan vom botanischen Garten findest du hier: https://www.botgarten.uni-mainz.de/files/2019/12/Lageplan_BotGarten_web-scaled.jpg
Das Freilandgelände ist öffentlich zugänglich und zwar täglich von 08:00 bis 18:00 Uhr.
Neben dem Freigelände finden sich noch einige Gewächshäuser mit einem separatem Eingang. Auch die Gewächshäuser sind sehenswert, denn sie stammen zum großen Teil noch aus der Gründungszeit des Botanischen Gartens. Die Gewächshäuser beinhalten reine Sammlungen zu tropischen und subtropischen Pflanzen. Die Gewächshäuser sind für Besucher geöffnet, auch wenn es anders wirkt.
Sie sind täglich von Montag bis Donnerstag von 8.00-15.30 Uhr, Freitag von 8.00-13.00 Uhr und an Wochenenden und Feiertagen von 10.00 bis 15.00 Uhr geöffnet.
Verbundprojekt zum Schutz gefährdeter Wildpflanzen in Deutschland (WIPs-De II)
Mein Besuch im botanischen Garten Mainz hatte einen Auslöser. Und zwar das Verbundprojekt zum Schutz gefährdeter Wildpflanzen in besonderer Verantwortung Deutschlands WIPs-De II. Was ein Name. Jedenfalls beteiligt sich die Grüne Schule und der Botanische Garten Mainz seit 2018 an diesem Verbundprojekt.
Es gibt in Deutschland 92 Pflanzenarten, für deren Erhaltung Deutschland eine besondere Verantwortung zukommt. Und damit sind nicht unbedingt vom Aussterben bedrohte Pflanzen gemeint. Ich erkläre gleich, was es damit auf sich hat.
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Jedenfalls können mit diesem Projekt Wiederansiedlungsprojekte von Verantwortungsarten durchgeführt werden. Die Grüne Schule übernimmt hierbei Bildungsarbeit und der botanische Garten übernimmt die Sammeltätigkeit, die Erhaltung und die Wiederansiedlungen in Rheinland-Pfalz und Saarland. Zu diesem Zweck hat der Botanische Garten Mainz eine eigene Saatgut-Genbank zur Langzeit-Tiefkühllagerung von Wildpflanzensamen erhalten. Spannend oder?
Und beim Thema Bildungsarbeit kann ich einsteigen, denn ich habe die Qualifizierung als Botschafterin für den Wildpflanzenschutz absolviert.
Schulung zum Botschafter*innen für den Wildpflanzenschutz
Ich habe die Qualifizierung „Botschafter für den Wildpflanzenschutz“ vor bereits einem Jahr entdeckt, leider war der Lehrgang bereits belegt. Aber in 2023 habe ich und mein Mann es geschafft in den Lehrgang reinzukommen. Wenn dir also der Schutz von Wildpflanzen und deren Lebensräume am Herzen liegt, dann solltest du für 2024 deine Augen offen halten und dich für die Qualifizierung anmelden.
Bei der Qualifizierung zum Botschafter handelt es sich um eine Multiplikator:innen-Schulung im Rahmen des WIPs-De Projektes, um das Wissen in Bezug auf Wildpflanzen und Verantwortungsarten der eigenen Region zu erweitern. In der Schulung lernte ich also einiges über die Maßnahmen für den Schutz von Wildpflanzen, Verantwortungsarten und die Erprobung der Bildungsmaterialien aus dem Projekt.
Mehr Informationen dazu gibt es auf der Seite wildwuchs
Was sind Verantwortungsarten?
Neben den bekannten roten Listen hat sich im Arten- und Naturschutz eine weitere Größe entwickelt und zwar die Verantwortungsarten. „Arten nationaler Verantwortlichkeit Deutschlands“ sind Arten, für die Deutschland eine besondere Verantwortlichkeit hat, weil sie nur in Deutschland vorkommen oder weil ein hoher Anteil der Weltpopulation in Deutschland vorkommt. Stirbt also die Pflanze bei uns aus, ist sie weltweit verloren.
Es geht jedoch nicht nur um den Schutz der reinen Verantwortungsarten, sondern auch um die Lebensräume der entsprechenden Arten. Das Maß der Verantwortung für die Arten sind mit einem Ausrufezeichen markiert.
!! bedeutet eine besonders hohe Verantwortung, da deren Aussterben in Deutschland schwere Folgen für den Gesamtbestand hätte oder sogar zum weltweiten Aussterben der Art führen könnte.
! bedeutet ein hohes Maß an Verantwortung, da deren Aussterben in Deutschland eine weltweite Gefährdung stark erhöhen würde.
Hier findet sich eine Liste von den bisher gesammelten Verantwortungsarten: Alle 92 Pflanzenverantwortungsarten im Bundesprogramm Biologische Vielfalt
Wir durften innerhalb unserer Schulung uns eine Verantwortungsart aussuchen. Ich wählte mit meinem Mann die schwarze Teufelskralle, weil wir sie diesen Frühsommer bei uns im Wald entdeckten. Sie liebt auch den Wald und frischen Wiesen, wie wir sie haben. Die Lanzettblättrige Glockenblume spiele seitens der Schulung ebenfalls eine besondere Rolle. Beide möchte ich dir nun vorstellen.
Die schwarze Teufelskralle
!! Besonders hohe Verantwortlichkeit
Der Name ist bereits spektakulär, aber sie gehört zu meinen Lieblings-Wildpflanzen. Weil sie eine außergewöhnliche Blüte und Blütenfarbe hat.
Den Namen hat die Teufelskralle durch die krallenartige Form der Einzelblüten. Und diese Einzelblüten täuschen eine große Blüte vor. Das soll noch mehr Insekten anlocken. Doch viele Einzelblüten haben das Problem, dass sie eine Kreuzbestäubung erschweren. Mit Kreuzbestäubung ist gemeint, dass der Pollen einer anderen Pflanze auf den eigenen Einzelblüten „landen“ muss. Hier bedient sich die schwarze Teufelskralle an einem Trick: sie öffnet zuerst die männlichen Blütenorgane, der Pollen wird entleert und die Insekten tragen den Pollen weiter zur nächsten Pflanze. Erst danach entfalten sich die weiblichen Blütenorgane. Da der eigene Pollen bereits von Insekten weggetragen wurde, kann sie sich mit Fremdpollen bestäuben.
Die lanzettblättrige Glockenblume
!! Besonders hohe Verantwortlichkeit
Die Lanzettblättrige Glockenblume gibt es in ganz Deutschland nur in zwei Regionen. Im Pfälzerwald und im hessischen Taunus. Sie ist also nicht nur sehr selten, sondern ist auch eine Verantwortungsart. Dabei ist sie sehr schwer von der Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia) zu unterscheiden. Sie sehen sich optisch zum Verwechseln ähnlich und mögen einen ähnlichen Standort. Allein an den Blättern lassen sie sich nicht unterscheiden, denn die können sehr variabel sein. Nur am Wurzelwuchs lässt sich die Art sicher bestimmen. Denn die Lanzettblättrige Glockenblume bildet Ausläufer, was die Rundblättrige nicht tut.
Glockenblumen sind grundsätzlich eine wichtige Pflanze für unsere Wildbienen. Denn sie dient einige Spezialisten unter den Wildbienen als Nahrungsquelle. Verschwinden die Glockenblumen verschwinden auch unsere Spezialisten.
Im botanischen Garten Mainz wird der Erhalt der Lanzettblättrigen Glockenblume gesichert. Dazu werden die Samen der verschiedenen Bestände gesammelt. Die Samen werden in der Saatgutbank in Mainz und Osnabrück eingelagert. Ebenso werden auch Erhaltungskulturen der Lanzettblättrigen Glockenblume angelegt, die wir uns im Rahmen der Qualifizierung zum Botschafter anschauen durften.
Der botanische Garten Mainz – einfach mal durchflanieren
In den Pausen der Schulung bin ich dann durch den botanischen Garten flaniert. Ich kann es jedem empfehlen, der bspw. die seltene lanzettblättrige Glockenblume sehen möchte. Aber auch sonst hat der botanische Garten einiges zu bieten. Gerade auch für Gärtner. Denn hier ist es möglich sich allerlei Stauden und andere Pflanzen anzuschauen. Das ist als Gartenplanerin auch für mich sehr lehrreich. Hier kann ich Stauden begegnen, sie sehen, sie anfassen, prüfen, wie sie zusammen mit anderen Stauden wirken. Einfach Gold wert.
Beim Durchflanieren entdeckte ich sogar den Lotus im botanischen Garten, was mir natürlich eine besondere Freude bereitete. Aber auch die große Steppenfläche hatte es mir angetan. Ich ging immer davon aus, dass es Steppen in Deutschland nicht gibt. Das war natürlich falsch. Daher genoss ich die Steppenbepflanzung im botanischen Garten Mainz, denn sie war zauberhaft angelegt. Außerdem: gerade Steppenpflanzen sind unglaublich robust gegenüber Trockenheit und Hitze.
Gelbblühende Stauden für deinen Garten
*Anzeige/Affiliatelinks* Alle die mich kennen, wissen, dass ich die Farbe Gelb im Garten liebe. Und als ich durch den botanischen Garten spazierte entdeckte ich eine Vielzahl von gelbblühenden Stauden, die mir gefielen.
Da wäre zum Beispiel der Husarenknopf (Sanvitalia procumbens), der allerdings leider nicht winterhart ist (Bild 1). Er ist so ein wunderschöner Bodendecker, der ab Juni überreich blüht. Auf dem zweiten Bild sieht man den nickenden Präriesonnenhut (Ratibida pinnata),* der in jeden Naturgarten passt. Er wird ein Meter hoch und ist äußerst winterhart.
Auf dem dritten Bild sieht man die mir bis dato unbekannte Rudbeckia amplexicaulis (Stängelumfassender Sonnenhut). Er bleibt eher mit seinen maximalen 50cm klein, hat aber eine krasse Wirkung und blüht zudem fast den ganzen Sommer durch und zwar von Mai bis August. Er ist eher kurzlebig, samt sich aber aus. Bei der Winterhärte muss man bei dieser Schönheit etwas aufpassen.
Das vierte Bild zeigt den Fallschirm-Sonnenhut (Rudbeckia nitida).* Dieser findet sich häufig in den Gärten. Ich habe ihn ebenfalls, die Sorte „Juligold“ und „Herbstsonne“, wobei die Sorte „Juligold“ deutlich besser gedeiht. Er wird bis zu 2 m hoch und kann so als super Sichtschutz dienen.
Auf dem fünften Bild ist die Riesen-Sonnenblume (Helianthus giganteus)* zu sehen. Der Name lässt es erwarten: sie werden riesig. Und zwar bis 3m hoch und manchmal noch drüber hinaus. Wenn du einen trockenen und sandigen Boden hast und Sichtschutz zum Nachbar benötigst, dann ist die Riesen-Sonnenblume ideal.
Auf dem letzten Bild ist die Helianthus divaricatus zu sehen, sie wird wohl umgangssprachlich Wald-Sonnenblume genannt. Es war etwas schwierig überhaupt paar Informationen über sie zu erhalten. Soviel ist klar, sie ist in Nordamerika heimisch und mehr weiß ich leider über diese Schönheit nicht. Mir haben die dunkelroten Stängel unglaublich gut gefallen.
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