Einen Pilzgarten? Ja! Die liebe Margarete stellt ihren Pilzgarten vor und gibt Tipps, wie du selbst in deinem Garten einen Pilzgarten anlegen kannst.
Als Margarete ihre ersten Bilder zu ihrem Pilzgarten in meiner Facebookgruppe postete, war ich Feuer und Flamme. Die Aktion „Die schönsten Privatgärten Deutschlands“ wurden von mir ins Leben gerufen. Ich bin Gartenplanerin. Und ich war total begeistert von den vielen tollen und schönen Gärten, die meine Mitglieder in der Gruppe posteten. Alles Gärten, die bisher keiner sehen konnte. Bis jetzt. Die schönsten Gärten stelle ich Schritt für Schritt auf meiner Seite vor.
Alle Gärten findest du hier: https://wildes-gartenherz.de/die-schoensten-privatgaerten-deutschlands/
Und Margarete hatte tatsächlich einen Pilzgarten und startete gerade mit ihrem Pilzunternehmen. Heute stelle ich dir den magischen Pilzgarten und die leidenschaftliche Arbeit von Margarete vor.
Die Gärtnerin Margarete
Margarete, auch gerne Magi genannt, lebt ihre Leidenschaft für die Natur und nachhaltiges Gärtnern in Nürnberg aus. Sie ist Biologin und hat nun – wie sie sagt – ihre Berufung gefunden: sie hat sich der Permakultur verschrieben.
Permakultur zu definieren, ist gar nicht so einfach. Ein Versuch es sehr kurz zu fassen: Permakultur ist eine Form der Nutzung des Gartens mit dem Vorbild der Natur. Dabei wird besonders auf Kreisläufe und Vielfalt geachtet. Ressourcen werden dabei möglichst schonend, regenerativ, nachhaltig und ökologisch genutzt.
Magi’s Herz schlägt also für naturnahe Gärten, die sich in wilde Oasen verwandeln, in denen man überall etwas Essbares findet. Und etwas Essbares findet sich bei Magi überall im Garten. Auch auf kleinstem Raum.
Diverse Tiere, wie Hühner und Insekten, Pflanzen, Pilze und Mikroorgansimen bevölkern ihren Garten. Für sie steht das symbolisch für die Schönheit der Vielfalt und die Fülle. Die Natur, so Magi, ist eine unschätzbare Quelle für Ernährung, Medizin, holistische Gesundheit und Inspiration.
Ein Pilzgarten – vom Pilzfieber infiziert
Die große Leidenschaft von Magi ist die Zucht von Speisepilzen, vorwiegend auf Holzstämmen. Die Pilze bieten nicht nur einen kulinarischen Genuss. Die Nachhaltigkeit spielt für Magi in ihrem Garten eine große Rolle. Sie baut ihre eigenen Lebensmittel in ihrem Garten an und spart sich damit nicht nur die Transportwege, sondern auch allerlei Chemie.
Pilze haben es Magi angetan. Ich liebe Pilze auch. Im Herbst bin ich ständig auf Pilzsuche. Denn Pilze sind essentiell für unser Ökosystem. Sie sind Totengräber, Müllabfuhr, Geburtshilfe und Sozialarbeiter in einem. Sie zersetzen organisches Material und führen es dem Nährstoffkreislauf wieder zu. Pilze sind erstaunliche Wesen. Erst seit kurzer Zeit ist bekannt, dass Symbiose-Pilze auch essentiell sind, um unsere Bäume, besonders in trockenen Phasen zu unterstützen: sie pumpen Wasser zu den Bäumen und erhalten im Gegenzug Zucker. Logisch. Denn ohne Baum kein Pilz und umgekehrt.
Zu diesem Überfluss haben Pilze das Potenzial als vollwertiger Fleischersatz zu dienen, so Magi. Pilze sind nicht nur reich an Nähr- und Vitalstoffen, sondern bieten auch eine fleischähnliche Textur und Geschmack. Daher paniere ich meine gefundenen Parasol’s aus dem Wald auch gerne wie ein Schnitzel. Köstlich!
Der Pilzgarten von Magi
Auf den ersten Blick wirkt der Garten von Magi wie aus einer anderen Welt. Man muss da schon zweimal hingucken, wenn man da eine kleine Pilzplantage, Stauden und Seidenhühner auf einem Fleck sieht.
Frech laufen die Seidenhühner durch den Garten und schnappen sich alles, was den Pilzen gefährlich werden könnte. Allen voran Schnecken, aber dazu später mehr. Ansonsten ist der Garten von Magi sehr träumerisch angelegt. Überall scheint es Waldpflanzen, wie Farne, zu geben und mitten drin integriert lauter „Totholz“, aber voll mit den buntesten Pilzen. Mir gefällt das unheimlich gut und ich befürchte ich bin jetzt auch bisschen pilzinfiziert.
Welche Pilze kann ich züchten?
Leider ist es noch nicht möglich gezielt alle Pilze zu züchten. Symbiose-Pilze wie Steinpilze, Maronenröhrlinge oder Pfifferlinge leben als Lebensgemeinschaft mit ihrem Partnerbäumen zusammen. Diese Bedingungen nachzuahmen ist sehr schwer und die Zucht somit Glückssache. Anders mit den holzzersetzenden Pilzen. Es gibt eine ordentliche Reihe von leckeren und gesunden Pilzen, die auf Holz wachsen und das können wir nutzen.
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Hier nur eine kleine Übersicht von Pilzen, welche für den Anbau auf Laubholz geeignet sind:
- Austernseitling
- Limonenseitling
- Lungenseitling
- Shiitake
- Stockschwämmchen
- Nameko
Wie kann man einen Pilzgarten anlegen?
Es gibt unzählige Möglichkeiten, wie und wo du Pilze anbauen kannst. Magi nutzt hauptsächlich den Anbau auf Holzstämmen. Es gibt aber auch die Möglichkeit direkt im Beet, aber auch auf Strohballen und speziellen Substraten deine Pilze anzubauen. Es gibt auch Fertigkulturen, die man kaufen kann. Doch die Idee Laubholz im Garten aufzustellen und davon Pilze zu ernten ist einfach zu schön. Diese Stämme sind ein regelrechter Blickpunkt im Garten.
Der Vorteil des Pilzanbaues auf Baumstämmen ist die lange Zeit der Ernte – die kann nämlich durchaus paar Jahre dauern, bis eben die Nährstoffe des Baumes verbraucht sind.
Welches Holz eignet sich?
Entscheidend sind die Holzart und die Pilzsorte. Denn nicht jeder Pilz mag jedes Holz. Das Holz sollte frisch geschlagen und nur kurz abgelagert sein (max. 2 Monate!). Am Besten lagerst du das Holz draußen, trocken und bei kühlen Temperaturen. Wenn mal Regen drauf kommt, ist das kein Problem. Die Rinde sollte am Holz unversehrt bleiben.
Mäßig gut geeignet für den Holzanbau sind Birken und Pappeln, denn das Holz ist sehr weich und der Pilz kann hier leicht durchwachsen bzw. das Holz zersetzen. Der Nachteil ist aber, dass diese Laubhölzer sehr gerne und schnell von konkurrierenden Pilzen besetzt werden und nicht so lange für den Pilzanbau halten. Mittelhartes und sehr hartes Holz der Buchen haben sich als sie Allrounder für die Pilzzucht auf Laubholz entpuppt, aber auch andere Hölzer von Ahorn, Kastanie, Eiche, Weide eignen sich ebenfalls super. Wegen der giftigen Inhaltsstoffe sollte man von Akazie die Finger lassen. Stämme von Nadelbäumen sind hingegen nicht geeignet.
Die Schritte zum Pilzgarten
Magi erklärt, wie genau du einen Pilzgarten anlegen kannst.
Das Impfen des Baumstammes mit einem Myzel
Das gekaufte Pilz-Myzel muss nun in den Stamm (das sogenannte “Impfen”) und dafür nutzt Magi vorwiegend die Holzdübel – oder die Bohrloch-Methode. Das Myzel steckt bereits in seinem Trägermaterial, in den Holzdübeln, auf Getreide oder Sägemehl und wird Pilzbrut genannt. Dann werden in den Stamm entsprechende Löcher gebohrt. Die Pilzbrut wird mit einem Werkzeug in die Hölzer „gespritzt“ oder im Fall der Dübel werden diese einfach mit einem Hammer versenkt.
Nach der Prozedur sollte der geimpfte Stamm mind. paar Monate frostfrei, schattig, windgeschützt und mit hoher Luftfeuchtigkeit ruhen. Dieser Standort ist wichtig. Der Fruchtkörper des Pilzes entwickelt sich erst, wenn der Stamm durch den Myzel ausreichend durchwachsen ist. Und umso größer und dicker der Stamm, umso länger braucht der Pilz dafür. Daher sind Baumstämme mit einem Durchmesser von 15 Zentimeter ideal. Der Gärtner braucht Geduld. Bis zur ersten Ernte vergeht, je nach Pilzsorte und Holzart, in der Regel mindestens ein halbes Jahr.
Was ist eigentlich ein Myzel?
Das Pilzmyzel ist der eigentliche Pilz. Meist unserem bloßen Auge verborgen, ist es ein Geflecht aus feinen Zellfäden („Hyphen“) im Erdreich, Laub oder Holz, das in der Gesamtheit als „Myzel“ bezeichnet wird. Aus den sog. Hyphen gehen auch Fruchtkörper hervor, die uns als Pilze bekannt sind. Schön kann man sich es als vorstellen, wenn man es mit einem Apfelbaum und seiner Frucht, dem Apfel vergleicht. Der Apfelbaum, als Gesamtheit entspricht dem Pilzmyzel und erst der Apfel entspricht dem Fruchtkörper „Pilz“.
Stämme richtig lagern
Erst nach der Durchwachsphase des geimpften Stammes kann dieser im Garten platziert werden. Hier kommt es nun auf die Pilzsorte an, die du geimpft hast. Der Austernpilz bspw. braucht Kontakt zum Erdreich. Daher muss der Stamm mindestens 1/3 der Stammlänge tief in die Erde eingegraben werden. Mit Shiitake beimpfte Stämme können schräg (etwa 60 Grad Winkel) an eine Wand bspw. angelehnt werden oder an einen Ast gehängt werden. Der Ort für die Stämme sollte dabei wieder schattig, mit wenig Windexposition und möglichst feucht sein. Das entspricht den natürlichen Bedingungen eines Pilzes bzw. des Pilzholzes.
Die Fruchtkörperbildung auslösen
Die geimpften Stämme brauchen nun einen Reiz aus ihrer Umgebung, um Fruchtkörper zu bilden. Sommerpilze wie Limonen- und Lungenseitlinge bspw. benötigen warme Temperaturen (ca. 25 Grad Celsius), um Fruchtkörper zu bilden. Die Lieblingszeit der meisten Pilze ist jedoch tatsächlich der Herbst, wenn die Niederschläge zunehmen und die Temperaturen fallen. Der Austernseitling benötigt dafür einen kurzzeitigen Kältereiz unter fünf Grad Celsius, weshalb er auch Winterauster genannt wird. Den Zuchtlinien des Austernseitlings hat man das aber schon abgewöhnt, sodass du den Austernpilz auch ohne Kältereiz zu Gesicht bekommen wirst.
Der Shiitake ist etwas außergewöhnlicher, denn er ist in seiner ostasiatischen Heimat an Sturm und viel Regen gewöhnt. Daher müssen Shiitake-Pilzhölzer mehrmals gründlich gewässert und anschließend paar Mal auf dem Boden aufgeschlagen werden. Diese massive Feuchtigkeitszufuhr und Vibration braucht der Pilz tatsächlich, um vermehrt Fruchtkörper bilden zu können. Aber dafür braucht dieser Pilz keinen Kontakt zum Erdreich. Du kannst daher Shiitakestämme platzsparend stapeln und sogar aufhängen.
Die Feinde eines Pilzgartens
Wie alles in der Natur munden auch Pilze anderen Lebewesen. Wichtig für dich zu wissen: Pilze konkurrieren auch gerne untereinander. Schimmelpilze bspw. können auftreten, wenn dein Baumstamm doch zu nass steht. Das gute ist, dass Schimmelpilze nur oberflächlich wachsen und auch wieder verschwinden, wenn du die Bedingungen änderst. Anders verhält es sich bei Pilzen die ebenfalls in die tieferen Holzschichten vordringen und somit zum Schadpilz des geimpften Speisepilzes werden. Hierzu zählen Trameten und Baumschwämme wie z.B. der Birkenporling.
Ein weiterer Feind sind die Schnecken. Eigentlich ist er der größte Feind. Gerade, wenn die Babypilze sprießen sind die Pilze stark gefährdet. Das kann zu einem Totalausfall der Fruchtkörperbildung führen. Daher musst du Acht auf Schnecken geben. Magi hat dafür ihre putzigen Seidenhühner vor Ort.
Wenn du einen schneckengeplagten Garten hast, dann baue eher Shiitake an, denn die geimpften Baumstämme kannst du zur Not überall aufhängen. Bohre dazu ein stärkeres Loch durch ein Ende des Stammes und ziehe eine Schnur durch. Hänge den Stamm dort auf, wo ein Schattenplatz garantiert ist.
Ein wasser- und luftdurchlässiges Gartenvlies um den Pilzstamm herum kann dir bei der Schneckenabwehr helfen. Lass dafür unbedingt Raum für den Fruchtkörper. Du kannst dazu ein normales dünnes Gartenfließ (z.B. Wintervlies) in Form eines Sackes nutzen. So kannst du es zubinden und fürs Ernten immer öffnen. Magi baut auch einen Teil ihrer Pilzstämme in Töpfen an. Töpfe mit einem hohen Kragenrand sind eine bereits eingebaute Schneckenabwehr.
Magi und ihr Unternehmen „Permagie“
Magi’s Start-up PERMAGIE aus Nürnberg vermittelt umfänglich alles rund um die Welt der Pilze. Permagie ist spezialisiert auf nachhaltige und regional-ökologische Produktion von Pilzhölzern und Strohkulturen. Bei Magi kannst du fertige Pilzhölzer bestellen, die du sofort in deinen Garten aufstellen kannst. Übrigens! Du musst für einen Pilzgarten keinen Garten besitzen. Pilze können auch mitten in der Stadt wachsen, bspw. in schattigen Balkonen oder Innenhöfen.
Außerdem bietet Magi Pilz-Workshops, Kurse und Events an. Dort vermittelt sie die Vielfalt der Pilze und gibt gerne ihr Wissen weiter. Das liegt Magi auch am Herzen. Alle Teilnehmer werden mit theoretischen und praktischen Aspekten der Pilzzucht „geimpft“. Sie zeigt, wie du dich das ganze Jahr über mit frischen und gesunden Pilzen selbst versorgen kannst. Und am Ende eines Praxisworkshops wird ein selbst beimpftes Pilzholz oder eine Strohkultur mit nach Hause genommen. Eine Übersicht über alle Workshops in Nürnberg findest du hier: https://www.eventbrite.de/o/permagiecom-53500408563