Heute stelle ich dir den nächsten Privatgarten vor – und zwar den Naturgarten von der lieben Dagmar.
Anzeige / Affiliatelinks* Meine Aktion „Die schönsten Privatgärten Deutschlands“ ist vor einigen Jahren entstanden und mit der Zeit immer mehr gewachsen. Verantwortlich dafür ist meine Facebookgruppe. Dort posteten einige Mitglieder Bilder aus ihren Gärten. Und diese Gärten waren wunderschön. Ich dachte damals, dass unbedingt mehr Menschen diese Gärten sehen müssen. Und so kam mir die Idee diese Gärten auf meinem Blog vorzustellen. Eine Übersicht aller bisherigen Privatgärten kannst du hier einsehen: https://wildes-gartenherz.de/die-schoensten-privatgaerten-deutschlands/
Eine wichtige Info vorab: Solltest du dich nach einem Garten von Herzen mit einer Prise Wildheit sehnen, wo du ankommen und abschalten kannst, dann informiere dich jetzt über mein Angebot der Gartenplanung online.
Die Gärtnerin Dagmar und ihr Naturgarten
Heute stelle ich dir die liebe Dagmar und ihren Naturgarten vor. Dagmar ist seit ihren Jugendtagen eine leidenschaftliche Gärtnerin, die erst in der Coronazeit ihren Garten in ein Insektenparadies verwandelt hat. Dabei geht Dagmar strukturiert vor, denn ihr Garten ist ein ordentlicher Naturgarten mit Gemüseanbau nach dem Hortusprinzip, der ganz viele unterschiedliche Lebensräume vereint.
Der Garten von Dagmar liegt am Niederrhein, in der Kölner Bucht, zwischen Düsseldorf, Mönchengladbach und Krefeld. Es ist im Winter eher mild und im Sommer oft schwül-warm. Und für uns alle nicht überraschend, auch der Garten von Dagmar hatte es in den letzten Jahren in den Sommern sehr trocken.
Von 70er Jahre auf Naturgarten
Seit 23 Jahren gärtnert Dagmar in ihrem Garten. Sie und ihr Mann haben das Haus und das Grundstück der Schwiegereltern gekauft, welches aus dem Anfang der 70er Jahre stammt. 2019 gab es dann eine Initialzündung. Denn da hat Dagmar angefangen ihren Garten in einen Naturgarten umzugestalten.
Der Auslöser klingt banal:
Die Kinder waren aus dem Rasen-Spiel-Alter raus und ich hatte keine Lust auf Rasenmähen.
Als Gartenplanerin höre ich diesen Wunsch sehr oft: der Rasen muss weg. Dazu muss ich sagen, dass die Rasenflächen in den letzten Jahren auch regelrecht grauselig aussahen. Das will sich keiner mehr freiwillig anschauen. Daher lassen sich Rasenflächen immer mit Stauden ersetzen. Oder du pflanzt einen Kräuterrasen. Es war aber nicht nur der Rasen, der die Initialzündung bei Dagmar für einen Naturgarten gab.
Außerdem veranstaltete der Rhein-Kreis-Neuss einen Wettbewerb um den insektenfreundlichen Garten und ich hatte mir tatsächlich eingebildet, dass mein Garten bereits insektenfreundlich war.
Ich finde es toll, dass Dagmar das so offen und ehrlich ausspricht. Denn viele Menschen denken und glauben, dass ihre Gärten ökologisch wertvoll sind. Das ist er aber oftmals nicht. Wichtig ist zu sich selbst ehrlich zu sein und sich zu hinterfragen. Eine Eigenschaft, die in unserer Zeit immer mehr verloren zu gehen scheint. Dagmar hat sich hinterfragt und sich davon nicht entmutigen lassen. Sie ist auf Entdeckungsreise gegangen. Erst vor kurzem, also im Laufe des Sommers 2020, ist sie auf das Hortusprinzip und den Naturgartengedanken gestoßen. Und seitdem ist Dagmar Feuer und Flamme. Sie hat sich intensiv damit beschäftigt und danach ihren Garten zu einem Naturgarten umgebaut.
Jeder Millimeter zählt
Das Grundstück von Dagmar hat insgesamt eine Größe von 600 m². Da das Grundstück mit einem Bungalow bebaut ist, geht die Wohnfläche, Terrasse, Wege und Pflasterflächen davon ab. Es verbleiben für den Vorgarten ca. 50 m² und der hintere Gartenteil misst etwa 300 m² Gartenfläche.
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Als Gartenplanerin schaue ich, dass es so wenig wie möglich befestigte Flächen in einem Garten gibt. Denn jeder Millimeter Natur zählt. Deswegen müssen Schotterflächen, bei manchen „Vorgarten“ genannt, auch weg. Doch nicht überall lassen sich befestigte Flächen so leicht entfernen, wenn sie mal da sind. Dagmar hat dafür eine schöne Lösung gefunden: die Terrasse bspw. ist mit Töpfen geschmückt und in den Fugen dürfen ausgewählte Pflanzen wachsen und bleiben. Ebenso hat Dagmar inzwischen das Garagendach begrünt.
Der Aufbau des Naturgarten von Dagmar
Nach der Umgestaltung des Gartens befinden sich dort viele Naturmodule und unterschiedliche Lebensräume. Der Garten von Dagmar ist nach dem Hortus-Prinzip aufgebaut und sie hat ihn daher wegen der unterschiedlichen Lebensräume auch „Hortus Multiplex“ genannt. Das steht für: „Der vielfältige Garten“.
Ein Hortus ist ein Garten für die Natur und den Menschen, der in drei Zonen gegliedert ist: der Puffer-, Hotspot- und Ertragszone. Die Pufferzone umgrenzt den Garten bspw. mit heimischen Sträuchern, aber auch mit Totholzhecken, Reisighaufen, Steinhaufen oder Sandhügeln. Die Hotspotzone ist der Mittelpunkt des Gartens. Hier gibt es oftmals eine Blumenwiese auf nährstoffarmen Boden. In der Ertragszone wachsen Gemüse, Beeren und Kräuter. Auf Pflanzen-, Insektenschutzmittel und künstlichen Dünger wird verzichtet. Denn alle Zonen sind miteinander vernetzt und stabilisieren sich selbst.
Der Vorgarten von Dagmar ist ein Heidegarten mit Sommer- und Winterheide und mit drei Kugelahornen ausgestattet. Dort hat sie einen Käferkeller gebaut, Totholz aufgeschichtet und im Fensterabgang einen kleinen Schattengarten mit Farnen* angelegt. Im Frühjahr blühen dort viele Frühblüher, vor allem Küchenschellen, die sich dort gut vermehren.
Im hinteren Garten gibt es eine kleine Wildblumenwiese, eine Staudenrabatte, ein Magerbeet mit Sandarium, in dem auch eine Insektennisthilfe aufgestellt ist. Ebenso gibt es zwei aus Trockenmauern gebaute Hochbeete für den Gemüseanbau, natürlich auch Komposter für die Düngerproduktion, ein Kräuterbeet, ein ganz kleines Stück Kräuterrasen, eine Totholzhecke, eine Hackschnitzelweg, stehendes Totholz und einen Teich. Zusätzlich gibt es ein kleines Treibhaus und noch wie Holzhochbeete. Die Stabgitterzäune, die den Garten eingrenzen, sind komplett begrünt mit Wein,* Kletterrosen,* Brombeeren* und Clematis.* Auch auf dem Garagendach wachsen ausschließlich Wildpflanzen. Ergänzt werden auch diese durch zwei Insektennisthilfen und auch hier wieder viel Totholz. Alles in allem sind das auch tolle gestalterische Blickpunkte im Garten.
Du merkst, der Name „Hortus Multiplex“ kommt nicht von ungefähr. Solch ein Garten beinhaltet alles, was ein guter Naturgarten haben sollte: Vielfalt – auf allen Ebenen. Mehr zu einem tierfreundlichen Garten erfährst du hier.
Die schönsten Privatgärten Deutschlands – Dagmars Pflanzfavoriten
Kommen wir nun zu den Pflanzenfavoriten von Dagmar.
Dagmars Pflanzfavoriten im Frühling
Die Lieblingsstaude im Frühjahr ist von Dagmar das Lungenkraut.* Schon ganz früh zeigt es eine Blüten, die viel Nektar für die ersten Wildbienen und Hummeln bieten. Die Frühlingsseidenbiene ist ganz wild darauf. Das Lungenkraut blüht sehr lange, ist wintergrün und hat dekoratives Laub. Wenn es ihm gefällt, neigt es allerdings ein bisschen dazu, die Herrschaft über den Garten zu übernehmen.
Es gibt allerdings einen Platz, wo das Lungenkraut sich gerne ausbreiten darf und das ist im Schatten unter großen Bäumen oder Hecken, also da wo (vermeintlich) eh nix wächst. Denn das ist genau der Ort, wo sich das zauberhafte Lungenkraut sehr wohl fühlt! Es liebt die Blätter der Bäume, die dürfen sogar im Herbst einfach auf dem Lungenkraut liegen bleiben.
Dagmars Pflanzfavoriten im Sommer
Dagmars Favorit ist hier der Blutweiderich* (ich lieb ihn auch!). Er bildet schöne, auffällige Bestände, ist eine wichtige Insektenpflanze, blüht ausdauernd und ist sehr flexibel, was den Standort angeht. Von nass, über wechselfeucht bis trocken geht alles.
Viele meiner Kunden schreckt der Blutweiderich zurück, denn er wird gerne als die Pflanze schlechthin am Teichufer empfohlen. Doch Teichrandpflanzen haben etwas gemein: sie vertragen durchaus Trockenheit im Sommer. Wenn also bspw. die Duftnessel* in unseren Gärten auch mal nach wenigen Jahren bereits verschwunden ist, weil sie eher kurzlebig ist, hält sich der Blutweiderich stabil und lang. Es ist also wichtig die Lebensbereiche von Stauden zu kennen, um den optimalen Standort im Garten zu finden, denn dann wachsen sie Pflanzen fast ohne Pflege.
Dagmars Pflanzfavoriten im Herbst
Dagmars Lieblingsstaude im Herbst ist der klebrige Salbei (Salvia glutinosa). Ich muss gestehen eine bis dahin mir völlig unbekannte Pflanze. Dank Dagmar habe ich sie kennen gelernt. Denn der klebrige Salbei ist eine für den Schatten geeignete heimische und insektenfreundliche Pflanze mit langer Blütezeit. Sie sieht sehr hübsch aus und steht nun für mein Schattenbeet unter der Esche auf meiner Wunschliste.
Dagmars Pflanzfavoriten im Winter
Im Winter liebt Dagmar ihre Schneeheide.* Sie bildet im Vorgarten große Bestände in weiß, rosa und pink und beginnt Ende Oktober bereits mit der Blüte, die über den ganzen Winter andauert und seinen Höhepunkt im Februar und März hat. Damit ist sie eine wichtige Nektarquelle für die schon ganz früh fliegenden Hummelköniginnen. Auch Kröten und Molche überwintern gerne unter der Schneeheide. Sie ist heimisch und pflegeleicht. Der Vorgarten sieht immer ordentlich aus, ohne dass man viel tun muss, so Dagmar.
Dagmars schönste Pflanzenkombinationen für einen Naturgarten
Dagmar liebt es, wenn sich ihre Sumpfschafgarbe mit Blutweiderich* paart. Oder der langblättrige Ehrenpreis mit ihrem Johanniskraut. Denn damit sind viele kräftige, auffällige Farben vereint. Sie blühen alle sehr lange und sind wichtige Insektenpflanzen. Das ist Dagmar wichtig.
Dagmars liebste Hecke und Baum
Ein Lieblingsstrauch von Dagmar ist die Kornelkirsche (Cornus mas),* die ich auch als Gartenplanerin in jeden Garten unterbringe, wo es nur geht. Wer nach einem Ersatz für eine Forsythie sucht, kommt evtl. an der Kornelkirsche nicht vorbei. Denn die Kornelkirsche blüht auch im zeitigen Frühjahr, bietet viel Nektar und Pollen und bildet essbare Früchte, die zu Marmelade verarbeitet werden können, aber auch den Vögeln sehr gut schmecken.
Beim Lieblingsbaum antwortet Dagmar ganz klar: Alle Weiden. Vor allem, wenn sie als Kopfweide* gezogen werden. Denn am Niederrhein findet man Kopfweiden meist an Gewässerrändern. Sie wurden früher zum Korbflechten verwendet und werden zum Glück immer noch gepflegt. Sie bilden tolle Lebensräume, können sehr alt werden und das Schnittgut kann man für Reisighaufen oder Weidenflechtarbeiten verwenden. Daher hat Dagmar auch eine Kopfweide in ihrem Garten gepflanzt, die sie dieses Jahr zum ersten Mal schneiden wird.
Der Naturgarten von Dagmar und seine Zukunft
Wenn Dagmar so zurück blickt, dann fällt ihr auf, dass die gewöhnliche Goldrute nicht so gut bei ihr wächst. Sie nimmt an, dass der Boden zu schwer, zu nährstoffreich und die Konkurrenz durch andere Pflanzen zu groß ist. Dagmar wird daher die Goldrute an eine andere Stelle pflanzen und versuchen, den Boden dort mit etwas Sand abzumagern.
Ein Blick in die Zukunft zeigt, dass Dagmar in ihrem Naturgarten ein weiteres Magerbeet mit Natursteinen und sandigem Unterboden anlegen möchte. Es soll als Insektennisthilfe oder Eidechsenburg dienen. Dort möchte sie auch verschiedene Gräser pflanzen, die dann über den Winter stehen bleiben können. So will sie einen weiteren Lebensraum schaffen.
Außerdem möchte sie noch einen Strauch im hinteren Teil des Gartens entfernen: ein panaschierter Sibirischer Hartriegel.* Er wächst kräftig, steht aber so dicht am Zaun zum Nachbarn, dass sie ihn gefühlt wöchentlich schneiden muss. Was sie anstelle des sibirischen Hartriegels pflanzen will, weiß sie noch nicht so richtig.
Ich warte mal ab, was der Platz so hergibt.
Platz ist allerdings noch für einen Totholzzaun, auch Benjeshecke genannt. Davor wird Dagmar auf jeden Fall einen weiteren Totholz- oder Reisighaufen errichten, damit die Igel Überwinterungs- und Tagesquartiere finden.
Was Dagmar im Garten so treibt
Neben dem Gärtnern fotografiert Dagmar auch sehr gerne. Und sie beobachtet gerne die Insekten, die sich in ihrem Garten richtig wohl fühlen. Für Dagmar ist es erstaunlich, welche Wirkung heimische Pflanzen auf das Leben im Garten haben. Aber auch Kompost sieben ist für sie eine meditative Tätigkeit. Sie sagt:
Es ist fast schade, dass man das nur einmal im Jahr macht.
Das Geheimrezept von Dagmar zum Gärtnern
Naturgärten und heimische Pflanzen bieten einen Lebensraum für eine Vielzahl von Insekten. Von diesen Insekten leben wiederum andere Tiere wie Igel, Spitzmäuse, Frösche, Kröten und Raubinsekten. Wer neugierig ist, immer etwas Neues entdecken, seinen Kindern die Natur nahe bringen und weniger Arbeit im Garten haben möchte, der gestaltet seinen Garten mit ganz viel Totholz und heimischen Pflanzen, so Dagmar. Jede heimische Pflanze ist ein kleines Biotop, jedes Stück Totholz ist das pure Leben. Ich bin ein Fan davon, dass Totholz „Second-Life-Holz“ genannt wird. Denn das ist es.
Ansonsten will Dagmar dir noch mitteilen, dass Insektenschutz ihr Lieblingsthema geworden ist. Sie hat erkannt, dass Insekten die Grundlage funktionierender Ökosysteme sind. Durch die Umgestaltung ihres Gartens zum Naturgarten ist das Leben darin explodiert. Nach Dagmar kann die Naturgartenbewegung zumindest punktuell das Insektensterben verlangsamen oder sogar aufhalten. Daher ist es ihr wichtig, diese Ideen zu verbreiten.
Dafür macht sie seit 2022 viel Öffentlichkeitsarbeit. Sie ist Mitglied im Verein „Natur im Garten NRW“ und im „NaturGarten e.V“ und ist auch in beiden Vereinen aktiv. Für die Öffentlichkeitsarbeit hat sie ihren Garten von „Natur im Garten“ und von „1000 Gärten 1000 Arten“ prämieren lassen. Zudem hat sie bereits zweimal am Wettbewerb „Deutschland Summt!“ teilgenommen. Für 2022 wurde ihre Öffentlichkeitsarbeit mit dem 2. Platz in der Kategorie „Bestehende Naturgärten“ ausgezeichnet. In 2023 hat sie im gleichen Wettbewerb für ihre Garagendachbegrünung den 3. Platz erreicht.
Außerdem gestaltet sie Poster und Flyer, die sie über Facebook aber auch in gedruckter Form verbreitet. Eine Auswahl der Flyer stehen hier im Text als Download bereit.
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Wow, was für ein farbenfroher und vielfältiger Garten – wirklich beneidenswert!!! Kaum zu glauben, was man auf 600 qm alles zum Blühen bringen kann!
Ich selbst bin ein großer Fan von Naturgärten, mein eigener ist allerdings viel eintöniger. Leider. Das Hortusprinzip kannte ich bislang noch nicht, aber auch ich versuche, Stauden- und Nutzgarten miteinander zu kombinieren. Auf Grund der trockenen Sommer in den vergangenen Jahren und des sandigen Bodens hier in Brandenburg ist das bei mir wenig ertragreich. Aber das Gärtnern macht Spaß und das steht für mich im Vordergrund.
Liebe Grüße
Anne
Hallo liebe Anne, ja Wahnsinn der Garten oder? 🙂 Aber schön, dass das Hortusprinzip dich anspricht, ich hoffe es hilft dir auch in deinem sandigen Garten weiter, der durchaus auch seine Vorteile hat.
LG
Natalie / Wildes Gartenherz