Was ist ein naturnaher Garten? Im Netz gibt es hierüber einiges zu finden, doch eine Komponente wird immer wieder ausgelassen: der Mensch.
(Anzeige / Affiliatelinks) Meine Motivation diesen Blogartikel zu schreiben, war eine Interviewanfrage von VielPfalz. Das Magazin ist mir im Zeitschriftenregal immer mal wieder ins Auge gesprungen. Und nun hatte ich von ihnen Anfrage, was mich riesig freute. Was passt besser zu mir – einer Pfälzerin – wie Genuss und Pfälzer Natur? Das Thema des Interviews war ein naturnaher Garten mit Schwerpunkt unserer Freunde: den Tieren. Unter anderem waren meine Hühner und Laufenten ein Thema. Es ging aber auch um Hopperlpferdl (Heupferde) und Bienchen.
Mein Blogbeitrag zum Thema „Naturnaher Garten“ ist jedoch anders, wie vielleicht vermutet. Der Blogbeitrag ist provokativ geschrieben. Denn ein Naturgarten entsteht nicht auf mageren Boden, mit bunter Vielfalt und mit heimischen Wildpflanzen. Nein, er fällt und steht mit der Einstellung des Gärtners.
Der Mensch bzw. Gärtner als Ursprung und Lösung aller gärtnerischer Probleme
Ich gebe es zu die Überschrift ist etwas provokativ. Doch nichts beinhaltet für mich mehr Wahrheit. Wir Menschen sind der Ursprung unserer Probleme mit der Natur und unserem Garten, wir haben aber auch das Potential die Lösung zu sein. Auch ein Schottergarten kann mit der richtigen Einstellung noch ein naturnaher Garten werden. Denn ein naturnaher Garten steht und fällt mit der Einstellung des Gärtners.
Die Persönlichkeit des Gärtners ist das A und O. Unser Land braucht entspannte Gärtner. Und dazu gehört für mich als erster Punkt:
Lass es gut sein mit deiner Einteilung in Gut und Böse.
Die Einteilung im Garten in Gut und Böse ist eine komplett egozentrierte Ansicht. Es ist der Mensch, aus seiner Perspektive, der durch den Garten geht und einteilt. Blattläuse, Egerlinge, Raupen sind böse. Marienkäfer (aber bitte nur als Käfer), Regenwürmer und Wildbienen sind gut. Das dass eine, aber vom anderen abhängt und ein Kreislauf bildet ist für Menschen anscheinend sehr schwer vor zustellen. Nicht in Links und Rechts zu denken, sondern im Kreis!
Wenn dieses Schubladendenken vorherrscht, gepaart mit Unwissen, so gerät der Garten ins Ungleichgewicht. Schon Gandalf der Graue sagte: sei nicht allzu rasch mit einem Todesurteil.
Schubladendenken und Unwissen
Gefährliche Mischung. Ich erhielt eines Tages ein Bild von einer Freundin über WhatsApp. „Was sind das für Schädlinge? Mein ganzer Baum war voll davon, hab alles zerdrückt“. Wenn der Mensch handelt, bevor er denkt. Es waren leider Marienkäferlarven. Bitte tötet keine Tiere. Jeder getötete Nützling führt dazu, dass tausende von Schädlingen nicht gefressen werden. Manch seltene Wildbiene sieht wie eine Wespe aus.
Es ist ein Eingeständnis: wir haben keinen Plan von Kreisläufen. Und wir haben keinen Plan davon, was wir eigentlich anstellen können. Korrektur: was wir angestellt haben. In der aktuellen Ausgabe von Kraut und Rüben ist es schön beschrieben. Bis sich ein wertvoller Boden aufbaut kann eine unglaubliche Zeitspanne vergehen. In einer Handvoll Erde leben mehr Lebewesen als auf unserer Erde. Das alles zubetoniert in einer halben Stunde.
In dieser Welt, in unserem Garten gibt es noch so viel zu entdecken. Es ist ein ganzer Kosmos.
Im Kreis denken
Das ist wirklich mein erster Appell an alle Gärtner und alle, die es noch werden wollen:
Denke in Kreisläufen. Oder: Welche Wirkung hat mein Handeln? Oder: Was mache ich hier überhaupt?
Was mache ich hier überhaupt? Eine der bedeutendsten Fragen der Menschheit. Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist unbedeutender.
Bevor du also Schnecken zerschnippelst überlege kurz, ob es tatsächlich alle Schnecken sind die deinen Salat essen. Und bevor du deine nicht-gärtnerisch genutzte Hofeinfahrt mit Pestiziden vollknallst, überlege kurz, ob das bisschen Grün zwischen den Pflasterfugen nützlich sein könnte. Und ob nicht vielleicht seltenen Wildbienen zwischen deinen Pflasterfugen brüten.
Einsatz von Giftmittel im Garten – du weißt es nicht einmal
Einer Pflanze ist es pupsegal, ob ein Insekten an zwei Blättern knabbert. Das schadet keiner Pflanze. Und wenn der Blattfraß mal größer sein sollte überlege, ob es tatsächlich die Raupen oder saugende Insekten sind oder du, weil du die Pflanze totgedüngt und noch dazu am falschen Standort hast und die Pflanze sich wegen dir nicht wehren kann.
Ein guter Gärtner fragt sich zuerst: was habe ich falsch gemacht?
„Vor der eigenen Haustüre kehren“ ist mein Lieblingssatz im 21. Jahrhundert! Ich sage ihn ständig. Ein naturnaher Garten lebt davon. Ich bin eine eiserne Verfechterin davon, dass jegliche Mittel/Gifte etc. für Privathaushalte verboten gehören.
Denn vermeintliche „Schädlinge“, Pilze oder Bakterien entpuppen sich im Grunde nach als ein Fehlverhalten des Gärtners. So werden überdüngte und dadurch dahinvegetierende Pflanzen wegen Verdacht auf Pilze gespritzt. Übrigens: die meisten Schäden im Garten entstehen durch Düngeschäden. Lapprige überdüngte Pflanzen sind ideal für Blattsauger.
Letztens erzählte mir eine Dame über Social Media, dass sie einen tollen Steinreiniger gekauft hätte, der biologisch abbaubar wäre. Etwas skeptisch schaute ich mir das Produkt an. Es war ein Biozid. Und tatsächlich der Hersteller machte Werbung damit, dass das Mittel biologisch abbaubar wäre. Hinten drauf der Hinweis: nicht auf Pflanzen sprühen, da diese wurzeltief zerstört werden. Und noch etliche Hinweise doch bitte nicht den Hund oder die Katz da drüber laufen zu lassen.
Greenwashing ist zu gut. Für Dumm werden wir verkauft. Wir wollen den Dreck nicht im Garten, doch das Produkt ist da. Und es wird uns weiter verkauft. Mit allen Mitteln. Im naturnahen Garten gilt:
Immer die Rückseite bzw. das Kleingedruckte lesen
Meine Gartenplanung (Online) für deinen wilden Garten, um anzukommen, abzuschalten und deine wilde Seite zu entdecken.
Ein naturnaher Garten braucht Empathie und ein Perspektivwechsel des Gärtners
Ich kann dir eins versprechen: Insekten und Unkraut meinen es nicht persönlich! Beide haben mit den Jahrhunderten Überlebensstrategien entwickelt, die ihresgleichen sucht. So lahm eine Nacktschnecke auch ist, sie hat Durchhaltevermögen, welches mancher Mensch sich wünscht. Zur Not krabbelt sie volle 2 Tage zu deinem Salatblatt (weil außenrum es sonst nix zu essen gibt).
Das Unkraut ist eine natürliche Reaktion des Bodens. In der Natur gibt es keinen freiliegenden Boden. Also wächst es überall, wo Boden frei liegt. Daher tritt Unkraut in so großer Masse (Anzahl und Größe) auf. Unkraut denkt: Schnell Grünmasse bilden, Boden abdecken. Wenn ich sterbe gibt es viel Humus für den Boden. Daneben mache ich noch paar Wildbienen glücklich.
Die Natur meint es nicht böse. Punkt.
Für uns alle sollte der Garten ein Ort der Erholung und der (Arten-)Vielfalt sein. Ich bin dafür, dass wir alle im Garten mutiger und gelassener werden. Wir brauchen keine Angst zu haben, dass wir von der Wildnis verschlungen werden. Ein naturnaher Garten lebt von unserem loslassen.
Eine Followerin sagte es mal so schön als ich einen kahlgefressenen Blattstrunk eines Grünkohls fotografierte (sah übrigens toll aus!): „Da ist jemand satt gefressen und glücklich in den Winter gegangen.“ Darauf war ich mächtig stolz!
Nicht die anderen sind Schuld (Insekten, Schädlinge, Unkraut, der Nachbar), sondern wir selbst.
Wie ist denn der Garten vom Wilden Gartenherz?
Freiheit, Wildheit, Achtsamkeit! Das sind meine drei Worte, die das wilde Gartenherz beschreiben und so pflege ich meinen Garten.
Ich bin mein Garten und mein Garten ist ich. Er ist meine Seele und macht meine ganze Persönlichkeit aus, was ich fühle und was ich sehe nimmt in meinem Garten Gestalt an. Ich jäte, ich hacke, ich pflege und lasse auch mal sein. Ich gebe also Energie in meinen Garten. Und gleichzeitig nehme ich meinen Garten in mir auf. Ich esse Gemüse und Blumen aus meinen Garten, nehme damit seine Nährstoffe und Energie wieder auf. Hier sind wir wieder beim Kreis.
Ich verbringe im Garten die meiste Lebenszeit und es ist einfach nur wunderbar!
Ich wollte was Wildes, was Buntes, was Üppiges. Ich wollte ein Paradies auf Erden. Das war in der Kindheit schon tief in mir verankert. Damals liebte ich Feldrandblumen und die typischen Bauerngartenpflanzen, die direkt neben dem Gemüse wuchsen. Als kleiner Stöpsel saß ich immer im Garten der Nachbarinnen oder bei Bekannten auf der Gartenbank. Mir kamen die Gärtnerinnen von diesen Gärten immer so glücklich vor. Sie waren so herzlich mit ihren Blümchenkleidern und konnten irgendwie immer lecker kochen. Und genau das wollte ich auch haben, wenn ich groß bin. Es hat geklappt, mein Wunsch hat sich erfüllt. Für mich ist mein Garten ein naturnaher Garten (mit viel Potential nach oben).
Da ich Garten so liebe, bin ich irgendwann Gartenplanerin geworden. Ich bin der festen Überzeugung:
Ein Garten ist eine Investition in ein glücklicheres Leben.
Ein naturnaher Garten – meine Tipps was du dafür tun kannst
Ein naturnaher Garten lebt mit deiner Einstellung. Das ist das wichtigste. Es gibt aber noch weitere Schritte, die du für deinen naturnahmen Garten einleiten kannst.
Ein naturnaher Garten: Chemie weglassen
Lass Chemie einfach weg. Es gibt bessere, einfachere und kostengünstigere Methoden, um deinen Garten zu stärken. Der erste Punkt liegt in präventiven Maßnahmen. Kaufe nur starke und widerstandsfähige Pflanzen. Resistente Pflanzen gibt es nicht, egal wer das behauptet. Es gibt nur eine gute Widerstandskraft. Also befasse dich am Besten vor dem Kauf welche Apfelsorte bspw. widerstandsfähig gegen Schorf ist. Oder, wenn du gesunde Rosen suchst, dann halte dich an das ADR-Siegel.
Präventive Maßnahmen gehören zu einem naturnahen Garten. Denn Voraussicht erfordert Verstand und Kreislauf-Denken.
Neben der guten Auswahl einer Sorte gibt es mechanische Methoden, um deine Pflanzen zu schützen bzw. deinen Garten zu pflegen. Scheiß auf Fitnessstudio! Jäten und Fugenkratzen stärkt deine Arme, deine Beine, deinen Po und deine Rückenmuskulatur. Anstatt wie ein Psychopath Schnecken durchzuschneiden, kannst du Schneckenkrägen um deine Salatpflanzen verteilen.
Solltest du mit dem Jäten des Unkrauts nicht hinter kommen besteht die Möglichkeit die Samenstände abzuschneiden.
Eine weitere Möglichkeit ist es Unkraut direkt als Jauche anzusetzen. Gerade Ackerschachtelhalm (stärkt Zellwände der Pflanze durch Kieselsäure, dadurch wird Pilzbefall vorgebeugt) und Brennnesseln (kräftigt die Pflanze allgemein) zaubern die besten Jauchen, die es im Garten geben kann. Sogar die Schafgarbe, übrigens von vorne bis hinten eins der besten Pflanzen, vertreibt mit ihrer Jauche saugende Insekten.
Für Jauchen: du benötigst einen Kilo Pflanzen auf 10 Liter Wasser. Am besten in einen Eimer geben und 14 Tage ziehen lassen. Ab und an umrühren. Die Jauche ist fertig, wenn sich keine Blasen mehr bilden. 1:10 nochmal mit Wasser verdünnen und damit deine Pflanzen gießen. Zum Sprühen kann die Jauche mit 1:50 verwendet werden.
Ja, aber diese verdammten Blattläuse und Schnecken
Ein Klassiker. Sie treiben mich auch manchmal in den Wahnsinn. Aber: Blattläuse sind meist im Jahr sehr früh da und sitzen gerne an den frisch austreibenden Triebspitzen. Logisch, denn diese Triebspitzen haben eine dünne Zellhaut, da ist das Saugen besonders einfach. Der Gärtner braucht hier bisschen Geduld. Die Marienkäferlarven kommen meist kurze Zeit später. Es ist aber auch möglich mit einem einfachen Wasserstrahl die Läuse weg zu pusten.
Noch ein Klassiker Schnecken. Sie haben natürliche Fressfeinde wie Laufkäfer, Bänderschnecken, Blindschleiche, Kröten und Igel. Ok bei mir sind es auch Hühner und Laufenten. Locke daher die Tiere an, die gerne Schnecken fressen. Am besten einen Steinhaufen im Garten anlegen, aber auch Blätter liegen lassen oder ein Reisighaufen anlegen. Ebenso hilft es auch den Boden oberflächig zu hacken, um Schneckeneier abzutöten. Keinesfalls Bierfallen aufstellen, denn das riechen Schnecken kilometerweit. Ebenso fahre ich auch gut meinen Garten nur in den Morgenstunden zu gießen.
Ein naturnaher Garten und das richtige Gießen
Das klingt wieder so Deutsch: richtig gießen. Ich würde es nicht erwähnen, wenn ich nicht die merkwürdigsten Sachen gesehen hätte. Richtiges Gießen beugt allerdings Pilzbefall vor. Von daher:
- Nur über den Wurzelbereich gießen
- Nicht über die Blätter gießen
- Am Besten morgens gießen
Ein naturnaher Garten lebt von einer vielfältigen Gestaltung
Naturnah und hübsch schließen sich nicht aus. Ein Garten ist gesund, tierfreundlich und naturnah, wenn er vielfältig gestaltet ist. Dazu gehören Bäume, Hecken, Wildkräuterrasen, Staudenbeete, Wasserstellen, Totholz, Komposthaufen und wilde Ecken.
Garten und Gärtner müssen Hand-in-Hand gehen.
Es gibt immer noch zu wenig Bäume und Hecken in den Gärten. Dabei sind sie sehr günstig in der Anschaffung, denn du wirst Jahrzehntelang etwas von ihnen im Garten haben. Manche Stauden werden nicht älter als 4 Jahre. Eine Hecke sieht fast immer gut aus. Blüten im Frühling, Beeren im Sommer oder Herbst und dazu eine tolle Herbstfärbung. Manch Sträucher haben sogar eine tolle Rindenfärbung im Winter.
Fruchttragende Gehölze sind die Hauptnahrungsquelle für Vögel
Tolle Sträucher für deinen Garten sind:
- Gemeine Felsenbirne (Amelanchier ovalis)*
- Haselnuss (Corylus avellana)*
- Kornelkirsche (Cornus mas)*
- Schlehe/Schwarzdorn (Prunus spinosa)*
- Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)*
- Speierling (Sorbus domestica)
- Vogelbeere (Sorbus aucuparia)*
- Vogelkirsche (Prunus avium)*
- Weißdorn (Crategus monogyna/laevigata)*
Ein naturnaher Garten ohne Wildrosen ist kein naturnaher Garten
Rosenhecken sind – wenn heimisch – wichtige Vogelrefugien. Sie bieten Nahrung und Schutz für unsere Vögel. Diese Wildrosen können in deinem naturnahen Garten gerne einziehen:
- Hundsrose (Rosa canina)*
- Essigrose (Rosa gallica)*
- Hechtrose (Rosa glauca)*
- Zimtrose (Rosa majalis)*
- Bibernellrose (Rosa pimpinellifolia)*
- Apfelrose (Rosa rugosa)*
Ein naturnaher Garten hat einen Wildkräuterrasen
Mein Rasen ist bunt. Und ich liebe das. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Gänseblümchen meinen Stauden Konkurrenz machen. Ein Kräuterrasen ist eine Grünfläche, die neben einigen Grasarten auch verschiedenen Kräuterarten ein Zuhause bietet. Ich gebe es zu, dass der Rasen fast von alleine entstanden ist. In den trockenen Sommern hat bspw. der Weißklee die Oberhand gewonnen. Und durch das abgestorbene Gras hatten andere Pflanzen mehr Platz. Nun wachsen in meinem Rasen Löwenzahn, Weißklee, Gänseblümchen, Massen an Veilchen und Schlüsselblumen, aber auch Schafgarbe, Spitzwegerich, Braunelle (Blume des Jahres 2023!) und das orangerote Habichtskraut.
Bunte Stauden- und Blumenbeete
Trockenheit im Garten ist ein großes Thema. Gerade unsere heimischen Wildpflanzen kommen mit Trockenheit sehr gut zurecht. Im Jahre 2022 wuchsen der Färber-Wau und die wilde Möhre ohne jegliche Pflege in meinem Garten. Ebenso geeignet sind (bitte ungefüllte Blüten!):
- Wiesenflockenblume
- Wiesensalbei
- Witwenblume*
- Gewöhnlicher Dost (Wilder Majoran)*
- Natternkopf
- Teufelsabbiss
- Tauben-Skabiose*
- Kornblume (Wildform)
- Aber auch Kräuter, wie Lavendel*
- Blauer Ysop
- Wilde Karde*
- Gemeine Kratzdistel
- Nachtviole*
Aber auch Winterlinge, Schneeglöckchen und Krokus sind wichtige frühe Nahrungsquelle für Bienen. Und Sonnenblumen sind eh der Hit!
Ein naturnaher Garten hat einen Komposthaufen
Jeder naturnaher Garten besitzt einen Komposthaufen. Der Komposthaufen ist der Ort, wo der Kreislauf seine Höchstleistung erreicht. Hier wird allerlei Grünzeug abgelegt, um es später als braunes Gold in den Beeten zu verteilen. In der Zwischenzeit ernährten sich vom Komposthaufen unzählige Tiere. Aber ein Komposthaufen ist auch eine tolle Brutstätte für Rosen- und Nashornkäfer, aber auch Blindschleichen und Ringelnatter, denn diese legen dort gerne ihre Eier ab. Auch Igel kugeln sich gerne zum Komposthaufen, denn dort gibt es unzählige dicke Schnecken und Regenwürmer zu essen.
Der Komposthaufen, die Brutstätte eines naturnahen Gartens.
Die Bodenpflege in einem naturnahen Garten
Ein naturnaher Garten hat einen optimalen und lebendigen Boden. Mulchen ist meine Lieblingsbeschäftigung. Der Boden wird mit allem möglichen bedeckt, was ich nur finden oder ausbringen kann. Eine Mulchdecke schützt offenen Boden vor Erosion, Austrocknung, Hitze und Kälte und bringt Nährstoffe ein. Wenn du eine Schneckenplage hast, solltest du mit Mulchdecken aus Grasschnitt oder Schafswolle vorsichtig sein, denn darin verstecken sich Schnecken sehr gerne. Dann ist es besser mit mineralischen Stoffen zu mulchen oder mit Miscanthus-Mulch.
Ebenso ideal für einen tollen Boden ist der Gründünger. Durch entsprechende Grünpflanzen wird der Boden durch ihre Wurzeln gelockert, unerwünschte Unkräuter unterdrückt und der Boden vor Witterung geschützt. Lupine bspw. versorgen den Boden mit Stickstoff, den sie aus der Luft in ihren Wurzelknollen speichern. Verdichtete Böden können durch Sonnenblumen tiefgründig gelockert werden.
Ebenso ist es für einen optimalen Boden wichtig, dass nur organischer Dünger eingesetzt wird.
Ein naturnaher Garten – was kann ich schon ausrichten?
Was kann ich schon auf meinen 200 Quadratmetern Garten oder 5 qm Balkon ausrichten? Sehr viel! Die Fläche der Privatgärten in Deutschland ist mehr als halb so groß wie alle deutschen Naturschutzgebiete. Eine sehr große Fläche mit viel Potential! Ein Garten kann Genuss und Entspannungsort für Menschen sein und gleichzeitig Lebensraum und Zufluchtsort für Tiere und Pflanzen. Diese gemeinsame Fläche kann Artensterben bremsen bzw. verhindern.
Einen Garten zu haben ist dieser aktiver Naturschutz!
Ein naturnaher Garten auf dem Balkon?
Was im großen Garten geht, geht auch in einem kleinen Garten. Balkone und Fensterbänke sind eine selten sinnvoll genutzte Fläche. Gerade Kräuter* kannst du in deinem Balkonkasten anbauen. Das geht sehr gut bei Thymian, Lavendel, Bergbohnenkraut, Bohnenkraut, Salbei, Oregano, Ysop, Schnittlauch oder dem Basilikum. Voraussetzung ist ein vollsonniger Balkon oder vollsonnige Fensterbank.
Aber auch manch Blume fühlt sich an einem sonnigen Plätzchen sehr wohl, wie zum Beispiel: Löwenmäulchen, Ringelblumen, Fetthennen,* Mauerpfeffer, Katzenminze,* Kleiner Mannstreu,* Gewöhnliche Küchenschelle, Polsterphlox, Tauben-Skabiose, Weicher Frauenmantel und die wilde Malve.
Bei einem Balkon im Schatten geht aber auch was, wie zum Beispiel die Jakobsleiter,* die pfirsichblättrige Glockenblume,* das Moos-Steinbrech, das Wald-Vergissmeinnicht, der Bärlauch, die Akelei, der Waldmeister, das Lungenkraut* und der Fingerhut.
Fassadenbegrünung wird immer noch stiefmütterlich behandelt
Fassadenbegrünung wird so unterschätzt. Unsere Mauer und unsere halbe Scheune ist vom wilden Wein * eingewachsen. Im Sommer ist es ungemein wertvoll, weil sich die Mauern dann nicht so stark aufheizen. Aber das ist nur ein Punkt. Der andere Punkt ist, dass Amseln unheimlich gerne in unserem wilden Wein brüten. Überhaupt ist der wilde Wein irgendwie ein Amselmagnet. Gerade jetzt hängen die Trauben noch an den Pflanzen und alle Weichfutter-Fresser von Vögeln stürzen sich darauf.
Ebenfalls tolle Pflanzen für die Fassadenbegrünung sind: Efeu, Jelängerjelieber/Gartengeißblatt* und die Waldrebe.
Ein naturnaher Garten – Fazit
Eine wichtige Erkenntnis für mich ist, dass alle Tiere, auch (vermeintlich) unerwünschte Tiere, erwünscht sein sollten. Denn diese locken wiederum für uns Gärtner erwünschte Tiere an. Wühlmäuse werden gerne von Füchsen, Mardern, Iltissen und Wieseln gejagt. Aber auch Greifvögel wie Bussarde, Falken und Eulen gehören zu den natürlichen Feinden. Ohne die einen gibt es nicht die andern. Denke immer in Kreisläufen.
Umso mehr Tiere, umso gesünder der Garten.
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Liebe Natalie,
das ist ein genialer Artikel. Genau so ist es: nur wer begreift, dass es einen Kreislauf gibt, der alles regelt, kann einen naturnahen Garten sein eigen nennen. Meist dauert es an die sieben Jahre, bis Nützling und Schädling so im Gleichgewicht sind, dass der Mensch nur noch wenig eingreifen muss.
Bei mir ist alles bereits im Gleichgewicht, bis auf die Schnecken. Und hätte ich keinen Blog wäre ich da sicherlich auch cooler. Aber leider fressen unsere Schnecken alles weg, was grünt. Deshalb muss ich an dieser Stelle mehr eingreifen, als ich möchte. Ich weiss zwar, dass mein Eingreifen verhindert, dass Fressfeinde der Schnecken meinen Garten besiedeln – oder zumindest schneller besiedeln -, aber ich möchte wenigstens ein paar Dahlien zeigen können… Laufenten kann ich leider auch nicht beherbergen, da der Garten zu klein und ohne Teich ist.
Ich hoffe, dass ich dafür mit der Zeit eine Lösung finde.
Vielen Dank für Deine tollen Artikel.
Liebe Grüße,
Sven
Hallo lieber Sven, vielen Dank für deinen Kommentar. Wir hatten, als wir noch keine Hühner und Laufenten hatte auch Probleme mit dem Schnecken. Ich weiß nicht, ob du von „meinem“ Miscanthus-Mulch gehört hast? Schnecken meiden diesen Mulch. Paar Leser meiner Blogs haben es auch probiert und bestätigen mir, dass der Schneckenfraß deutlich zurück gegangen ist. Der Miscanthus-Mulch ist zu scharfkantig für die Schnecken. Ebenfalls hilfreich sind Schneckenkrägen. Sie sehen nicht super aus, aber meist gehen Schnecken eher auf die jungen Pflanzen. Wenn die Pflanzen größer sind sind die Pflanzen für Schnecken meist nicht mehr attraktiv. Im Gemüsegarten nutze ich daher gerne Schneckenkrägen, weil da auch die Hühner und Laufenten nicht rein dürfen.
LG
Natalie / Wildes Gartenherz