Ein Insektenhotel hat bisher in unserem Garten gefehlt. Daher wollten wir ein luxuriöses Insektenhotel aus Europaletten selber bauen.
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Was ist ein gutes Insektenhotel?
Das Insektensterben ist in aller Munde. Und so verwundert es nicht, dass überall Insektenhotels selber gebaut werden und aufgestellt sind. Doch sind diese Insektenhotels tatsächlich alle brauchbar? Und helfen sie aktiv gegen das Bienensterben?
Vorab ist wichtig zu wissen, dass sehr viele Insektenhotels im Handel leider nicht immer für Wildbienen nützlich sind. Oftmals schaden sie sogar, weil sie Materialien oder Bauweisen nutzen, die für Wildbienen ungeeignet sind.
Wusstest du, dass 75% der Wildbienen im Boden nisten und nicht in einem Insektenhotel?
Achte daher darauf, dass du gewisse Materialien für dein Insektenhotel selber bauen kannst und nicht kaufst oder nutzt.
Glasröhrchen im Insektenhotel
Die Glasröhrchen gehören nicht in ein Insektenhotel. Die Idee dahinter ist klar, es reizt einfach die Glasröhrchen rauszuholen und zu schauen, wie die Wildbienen darin jetzt ihre Nisthöhle ausbauen. Doch Glas ist wasserundurchlässig. Das sorgt dafür, dass die Wildbienenbrut regelrecht verschimmelt.
Loch- und Hohlziegel
Ebenso finden sich oftmals Loch- und Hohlziegel im Insektenhotel. Doch diese werden von Wildbienen nicht besiedelt. Ich konnte aber schon sehen, dass die Loch- und Hohlziegel von manchen Spinnen und Käfer genutzt werden. Es kommt also drauf an, wie du dein Insektenhotel definierst: welches Insekt soll denn eigentlich einziehen? Da der Schwerpunkt in diesem Blogbeitrag auf Wildbienen liegt, sind Loch- und Hohlziegel nicht geeignet. Dafür eignen sich aber die Strangfalzziegel. Diese werden von den Wildbienen gerne angenommen.
Ein Insektenhotel selber bauen – nur mit dem richtigen Holz
Ein weiterer Punkt ist das Holz. Für ein Bienenhotel eignet sich frisches Holz nicht. Das Holz muss abgelagert sein. Oftmals wird empfohlen in das Längsholz und nicht ins Hirnholz (hier sieht man die Jahresringe) zu bohren. Ich habe allerdings beide Varianten getestet und festgestellt, dass beide Varianten zu Rissen im Holz führen. Auch bei lang abgelagerten Holz tauchen irgendwann Risse auf. Ein alter Baumstamm in meinem Garten hat ebenso Risse bekommen, nachdem wir ihn wegen morschen Holz fällen mussten. Wenn das Holz gut abgelagert ist kann also ins Längs- und Hirnholz gebohrt werden.
Bestenfalls benutzt du Hartholz wie bspw. Esche. Nadelbäume werden nicht so gerne angenommen. Die Bohrlöcher sollten einen Durchmesser von 3 bis 8 Millimeter haben. Beachte, dass du die Bohrlöcher nicht zu eng setzt. Umso größer das Bohrloch, umso größer der Abstand dazwischen. 1-2 Zentimeter sind hier ideal. Auch wichtig: die Hölzer werden mit dem Bohrer nicht durchbohrt. Und es ist wichtig, dass du mit dem Bohrer so lange bohrst bis die Wände glatt sind. Am besten die Holzfasern dann am Schluss abschmirgeln.
Ein Insektenhotel selber bauen – markhaltige Stängel
Markhaltige Stängel sind für Wildbienen der Hit. Wenn du also bspw. regelmäßig deine Brombeeren schneidest, dann kannst du den Schnitt für das Insektenhotel nutzen. Wichtig ist, dass die Stängel vertikal, am Besten leicht schräg, aufgestellt sind.
Ein gutes Insektenhotel steht möglichst fest auf dem Boden oder an der Wand. Ein sonniger und regengeschützter Platz ist ideal. Die Flugbahn des Insektenhotels sollte frei sein.
Ein Insektenhotel aus Europaletten bauen – das brauchst du dafür
Anzeige / Ich und mein Mann sind Jäger und Sammler. Wir sammeln alles, was wir irgendwann vielleicht für unseren Garten nutzen könnten. Beim Insektenhotel war das genauso. Wir haben uns kein Stress gemacht und uns in Geduld geübt. Immer wieder haben wir etwas für das Insektenhotel gefunden und zwischengelagert. Und eines Tages hatten wir noch einige Europaletten von alten Lieferungen übrig. Und da kam mir die Idee diese zu stapeln und als Grundgerüst für ein Insektenhotel zu benutzen.
Wichtig ist, dass ausschließlich natürliche Materialen für den Bau verwendet werden. Geeignetes Material, um ein Insektenhotel selber zu bauen:
- Hartholz
- Holzwolle
- Stroh
- Schilfrohr
- Bambusstäben
- Reisig
- Lehm
- Tannenzapfen (eignen sich für Wildbienen nicht, aber andere Insekten nutzen sie gerne in meinem Hotel als Versteckmöglichkeit)
Ein Insektenhotel selber bauen aus Europaletten – so haben wir das gemacht
Wichtig ist, dass euer Insektenhotel stabil steht. Daher haben wir darauf geachtet, dass unser Hotel nicht allzu hoch wird und dass das Eigengewicht des Hotels bereits eine Stabilität bildet. Die einzelnen Etagen der Europaletten wurden noch miteinander verschraubt. Alles ist daher bombenfest.
Zuerst haben wir nach einer passenden Stelle im Garten gesucht. Wir haben einen vollsonnigen Standort (Ausrichtung Süd-West) in unserem Garten gewählt.
Das Insektenhotel muss ganzjährig draußen stehen. Daher keine Angst: das Insektenhotel ist für die Wildbienen auch im Winter schnuckelig. Du solltest darauf lediglich achten, dass das Hotel wettergeschützt steht. Wir haben daher ein Dach angelegt, welches den Regen von oben und auch etwas seitlich abhält. Dazu haben wir das Insektenhotel zwischen zwei Sträucher gestellt, die den Wind und Regen abhalten. Zudem steht das Insektenhotel Sonnig, der „Ausgang“ für die Insekten zeigt in südwestliche Richtung. Vor dem Winter füllen wir die Seiten des Hotels noch mit Stroh auf. Das machen wir meist im September, also im Herbst, damit sich die Insekten hier in Ruhe zurück ziehen können.
Wir haben dann den Platz mit einer roten Schnur abgesteckt und zwar etwas größer als die Maße der Europaletten. Dann haben wir entsprechend den Rasen ausgehoben und Rasenkantensteine ausgelegt. Auf den Rasenkantensteinen wird das Insektenhotel dann aufliegen.
Danach haben wir eine Unkrautfolie ausgelegt, damit das Unkraut nicht durch das Insektenhotel wächst. Dies könnte bspw. mit Quecke oder Schafgarbe passieren. Das Unkraut zu jäten ist dann unmöglich. Zur besseren Stabilität des Hotels haben wir dann paar zusätzliche Rasenkantensteine auch in die Mitte und in die Ecken gelegt.
Wir haben dann auf die Folie Kieselsteine verlegt. Dies dient dem besseren Abfluss und dem Schutz von aufsteigender Feuchtigkeit aus dem Erdreich.
Danach hat mein Mann und ich am Holz gearbeitet, welches wir in der Scheune gelagert hatten. Mein Mann sägte das Holz entsprechend der halben Länge der Grundfläche der Europlatten zu und ich bohrte die Eingänge für die Brutgänge.
Die gebohrten Löcher sollten unterschiedliche Durchmesser haben, bestenfalls zwischen 3mm und 10mmm. Nicht komplett durch das Holz bohren und bitte die Löcher nicht ausgefranzt lassen, sondern sauber bohren, ggf. nachschleifen.
Im obigen Bild kannst du sehen, wie wir nun das Insektenhotel gestapelt haben. Im untersten Stockwerk haben wir die Hölzer drapiert, darüber haben wir Holzwolle eingebaut und schmale Ziegeln ins Insektenhotel gelegt. Darüber hatten wir noch einige Bambusstangen übrig, die wir ebenfalls eingebaut haben.
Letztlich haben wir alle Etagen aufeinandergesetzt. Zuletzt baute mein Mann eine Überdachung, die als Dachbegrünung genutzt werden sollte.
Hier haben wir – als Schutz für das Holz – wasserundurchlässige Unkrautfolie gelegt und den Boden mit Kies aufgefüllt. Das verhindert, dass bei Regen das Wasser in das Insektenhotel läuft. Ebenso hat das Dach hat eine leichte Neigung zu einer Seite. Dort haben wir dann ein Abzugsloch gebohrt, wo das Wasser abfließen kann. Sonst droht im Dach Staunässe und die Pflanzen würden eingehen.
Wir haben dann das Insektenhotel mit Kräutererde gefüllt und mit sehr trockenheitsresistenten und niedrigen Pflanzen befüllt.
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Eine Dachbegrünung für das Insektenhotel – unsere Pflanzliste
Hier ist meine Auswahl an den Pflanzen, die ich für das Insektenhotel genutzt habe.
- Silberwurz (Dryas x suendermannii),* wird 10-15 cm hoch und blüht von Mai bis Juni (Insektenmagnet). Zudem entwickelt der Silberwurz nach der Blüte traumhafte Samenstände, die ein echter Hingucker sind
- *Rasiger Dost (Origanum vulgare) „Compactum“, wird 20 cm hoch und blüht von September bis Oktober (Insektenmagnet)
- *Felsen-Fettblatt (Sedum cauticola) „Ruby Glow“, wird 25 cm hoch und blüht von August bis September (Insektenmagnet)
Und da steht nun unser Insektenhotel im Garten, als ob es da schon immer gestanden hätte.
Fazit – Insektenhotel selber bauen
Es gibt ein Aspekt, welcher beim Bau eines Insektenhotels immer wieder vergessen wird. Ein Unterschlupf allein reicht für unsere Insekten nicht aus. Das gilt für die Wildbiene, aber auch für Asseln, Käfer und andere Lebewesen wie die Vögel. Mit entscheidend ist immer ausreichend gesunde Nahrung. Eine Liste von Wildbienen-Freundlichen Pflanzen erhälst du in meinem Blogbeitrag über die Wildbiene.
Verzichte auch auf jeglichen Gifteinsatz im Garten, auch wenn dieser ökologisch deklariert sind. Ein tierfreundlicher Garten hat unglaubliches Potential diese Welt zu retten.
Nur mit hilfreichen Nektar- und Pollenpflanzen können unsere Insekten überleben. Gerade die Frühlingsblüher sind immens wichtig für Wildbienen und Hummeln. Und stelle im Sommer gerne eine Insektentränke auf.
Und wenn du dir einen Insektenfreundlichen Garten wünschst, so stehe ich dir gerne als Garten- und Pflanzplanerin zur Verfügung.
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Sehr schönes Insektenhotel. Nachahmenswert. Mein Tipp aus leidiger Erfahrung, unbedingt mit Hasendraht schützen, denn für Vögel ist das ein willkommenes Protein-Buffet a lá „All you can eat“. Meins wurde komplett vom Specht und Meisen zerstört. Der Hasendraht sollte mindestens 10 cm von den Materialien entfernt sein, sonst kommt der Specht dran.
LG Doris
Hallo Doris, das ist auch wichtig, stimmt. Wir haben tatsächlich kein Hasendraht am Insektenhotel, wir wurden aber bisher nicht von Vögeln ausgeraubt. Mein altes Insektenhotel aus meinem Garten hat diesen Schutz aber gebraucht, denn der war auf einmal verwüstet. Danach war mit dem Hasendraht endlich Ruhe.
LG
Liebe Natalie,
Euer Insektenhotel finde ich echt super! So etwas will ich auch schon seit einigen Jahren bauen – vielleicht gehe ich es nächstes Jahr mal an…
Ein kleiner Tipp noch von mir: Wenn Ihr die Holzstämme mal austauschen müsst, dann bohrt das nächste mal nicht ins Stirnholz, sondern seitlich in den Stamm (radial – so finden es die Insekten ja auch in der Natur vor – Stirnholz gibt es da so gut wie nie). Um die Löcher im Stirnholz bilden sich nämlich sehr schnell Risse, durch die Feuchtigkeit und Pilzsporen eindringen können.
Viele Grüße aus meinem Naturgarten in Franken,
Nadja
Hallo Nadja, freut mich riesig, dass dir mein Insektenhotel gefällt 🙂 Wenn du es angehst, dann schick unbedingt paar Fotos, bin echt gespannt.
Bzgl. den Bohrungen vom Gehölz: dies trifft nur bei frischem Holz zu. Hier besteht die Gefahr, dass sich Risse bilden. Mein genutztes Holz ist jahrelang trocken
in einer Scheune gelagert worden und ist im Insektenhotel durch die Überdachung auch weiterhin trocken. Daher werden sich keine Risse bilden. LG, Natalie