Der Tag der offenen Gärten gehört für mich persönlich zu den Highlights in meinem Garten. Ich habe einige Gärten davon besucht, die ich dir in meinem Gartenblog näher vorstellen möchte.
Sind wir Gärtner nicht alle ein bisschen voyeuristisch veranlagt? Ich gucke ständig über den Gartenzaun. Über jeden. Hemmungslos. Manchmal bleibe ich beim Spaziergang stehen und inspiziere ganz genau die Vorgärten. Das mache ich aber nicht in den Neubaugebieten, denn da fange ich als Gartenplanerin an zu weinen. Schotterwüste und so.
Jedenfalls ich bin unheimlich gerne in fremden Gärten unterwegs. Also ich überwinde jetzt nicht die Zäune und ich bin offiziell kein Nachbarschreck! Aber wenn sich mir die Möglichkeit eröffnet ganz legal andere Gärten zu entdecken, dann bin ich nicht mehr zu halten!
Eine wichtige Info vorab: Solltest du dich nach einem Garten von Herzen mit einer Prise Wildheit sehnen, wo du ankommen und abschalten kannst, dann informiere dich jetzt über mein Angebot der Gartenplanung online.
Der Tag der offenen Gärten – was ist das eigentlich?
*Anzeige/Affiliatelinks* Der Tag der offenen Gärten ist unter vielen Namen bekannt. Wie bspw.:
- Der Tag des offenen Gartens
- Offene Gartenpforte
- Tag der offenen Gärten und Höfe
- Offene Gärten
- Tag der offenen Gartentür
- Tag der offenen Gartenpforte
Gemeint ist meist das Gleiche: an bestimmten Tagen im Jahr öffnen private Gärten ihre Tore, damit jeder zu Besuch kommen kann. So kannst du einfach einen fremden Garten erkunden.
Welchen Sinn hat solch ein Tag der offenen Gärten?
Für mich persönlich ist der Tag der offenen Gärten ein Highlight im Jahr. Denn hier darf ich fremdgehen oder anders formuliert: Appetit holen für meinen eigenen Garten.
Ich merke jedes Jahr, wie mich die anderen Gärten inspirieren. Ich entdecke jedes Mal was neues und denke, dass ich das auch unbedingt haben möchte. Durch die Gestaltung von den anderen Gartenbesitzern lerne ich meine eigenen Grenzen im Garten, die ich vermeintlich habe, aufzulösen. Es geht doch! Und andere Gärten beweisen es.
Du wirst also offener in Bezug auf deinen Garten. Was jedoch auch sehr schön ist, dass ich mit den Gartenbesitzern einen kleinen Schnack halten kann. Das Zwischenmenschliche ist an einem Tag der offenen Gärten nicht zu unterschätzen. Es tut dem Gärtner einfach gut unter Gleichgesinnten zu sein und zu fachsimplen.
Die Spielregeln, wenn du andere Gärten besuchst
Ich habe es schon selbst erlebt. Die gute Kinderstube geht immer mehr verloren. Es gibt Verhaltensregeln, wenn du ein Besucher eines Gartens bist. Die lauten:
- Verhalte dich wie ein Gast
- Ein Besuch der Gärten außerhalb des Tags der offenen Tür ist leicht Stalkermäßig
- Es werden keine Stauden ausgegraben (selbst erlebt!) und mitgenommen
- Es werden keine Samen gesammelt
- Du bedienst dich an nichts
- Bewerte nicht
Es ist eigentlich traurig solch Regeln zu benennen, aber die Respektlosigkeit von manch Menschen ist wirklich grenzenlos.
Jeder Garten hat eine Botschaft
Ich habe ja schon kurz erwähnt, dass jeder Garten etwas besonderes ist und die Quintessenz des Gärtners in sich trägt. Was ich persönlich aber sehr spannend finde ist die Art, wie manch Gärtner seine Botschaft verkündet. Im Garten gibt es immer etwas zu sagen. Immer etwas auf dem Weg mitzugeben. Nimm die Botschaften in dich auf, wenn du einen Garten besuchst.
Tag der offenen Gärten – ein Feld als Garten
Bei diesem Garten weiß ich es noch genau! Es war 2020 und es war mein erster Garten, den ich am Tag der offenen Gärten besuchte. Es war bereits im Juni ziemlich warm.
Ich suchte und suchte diesen Garten und hätte ihn fast übersehen, denn es ist ein Garten, der tatsächlich mitten auf dem Feld liegt. Ich parkte etwas weiter weg, weil sich vor diesem Garten ein buntes Blumenfeld über mich ergoss und ich das beim Laufen einfach nur genießen wollte. Wenn nicht so bedepperte Menschen dir entgegenkommen würden und bereits jetzt dir den Garten mies machen: „Das ist kein Garten, das ist ein Acker“. Von daher habe ich die Regel „Bewerte nicht“ oben geschrieben. Es ist unverschämt und respektlos.
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Durch soziale Medien meinen wir auch alles nicht nur bewerten zu müssen, sondern auch noch über alles und jeden urteilen zu müssen.
Ein Bauerngarten
Ich jedenfalls fand den Garten wunderschön. Der Wind, der diese kühle Brise brachte, die super Aussicht und diese bunte Farben katapultierten mich in eine längst vergangene Zeit. Es haben wirklich nur noch die Kühe und Schweine gefehlt, um dieses Idyll perfekt zu machen.
Der Garten misst wohl so geschätzt um die 700qm und ist absolut bäuerlich angelegt, also ein Bauerngarten. Hier wachsen die typischen Bauerngartenblumen neben Obst und Gemüse.
Mir ist es ein Rätsel, wie man diese Fülle schlecht reden kann. Überall war Klatschmohn, Lavendel,* Rittersporn, Bartnelken, Margeriten und Ringelblumen zu finden. Der Garten ist gestalterisch für mich deswegen so schön, weil er offen ist. In der Regel wird von Planern erwartet, dass sie überall Räume und versteckte Ecken anlegen. Das mögen auch sehr viele meiner Kunden. Jedoch schätze ich Weite ungemein. Für mich muss es offen sein. Ich muss meinen Garten überblicken können, damit ich diese ganze Fülle in mich aufnehmen kann.
Aber, was der Garten besitzt: ein durchgängigen Stil. Wer immer in diesem Garten gärtnert hat Rückgrad und weiß genau was er will. Hier wird nicht bunt gemischt und Stilmix betrieben. Ein Thema, ein roter Faden. So wirkt der Garten einheitlich.
Tag der offenen Tür – ein voller Naturgarten
Der nächste Garten ist voll auf Natur eingestellt.
Den Garten werde ich echt nicht vergessen. Der war so üppig und voller Blumen, dass man meinte er würde direkt explodieren. Lediglich der Staketenzaun scheint das wilde Ungezähmte irgendwie noch in Schacht zu halten. Es war so bunt und so voller Leben und Insekten. Und hier entdeckte ich übrigens eine Pflanze, die zu meinen Top 10 Favoriten im Garten gehört: Der Färber-Wau (Reseda). Ich war so hin und weg von dieser Pflanze, die ich übrigens vorher noch nie gesehen hatte, dass sie jetzt auch in meinem Garten gedeiht.
Hier wachsen nur Pflanzen auf die Insekten fliegen. Egal ob Natternkopf, Färber-Wau, Färber-Hülse, Trommel-Lauch, Wilde Karde,* Johanniskraut,* Luzerne und ungefüllte Rosen,* es war einfach nur wild.
Auffallend war, dass durch die vielen Lückenfüller der Boden in diesem Garten an keiner Stelle zu sehen war. Ansonsten wurde gemulcht. Der Aufwand bzgl. der Pflege hält sich also in Grenzen. Aber wie eine Kollegin von mir sagte: einen pflegeleichten Garten gibt es nicht. Man muss schon was tun.
Blumen soweit das Auge sehen kann
Was ich am Tag der offenen Gärten so faszinierend finde ist, dass mir erst hier bewusst wird wie viele verschiedene Blumen es auf der ganzen Welt gibt. Die Fülle wird einem erst deutlich, wenn man seinen Garten verlässt und ziemlich nah beianander verschiedene Gärten zum Erkunden besucht. Kein Garten gleicht dem anderen.
Blumen sprechen ihre eigene Sprache. Mir geht es genau so, ich suche eine Pflanze nicht einfach so aus. Ich suche sie auch nicht nach dem Aspekt „das ist schön“ aus. Sie muss eine Botschaft haben. Sie muss mich, mit all meinen Facetten, wider spiegeln. Ein Teil von mir muss sich durch die Staude äußern.
Ich liebe bspw. Rosen mit Duft. Eine Rose ohne Duft kommt mir nicht ins Haus. Egal, wie sie aussieht. Mir gefällt daran der Gedanke, dass sich mir eine Pflanze nicht sofort erschließt. Ich muss ihr näher kommen, um sie kennen zu lernen und den Duft wahr zu nehmen. Und so bin ich auch. Für viele wirke ich durch meine humorvolle Art extrovertiert. Dabei bin ich unheimlich introvertiert und brauche auch sehr lange bis ich Vertrauen zu jemanden aufbaue.
Ich mag aber auch Malven und Stockrosen unheimlich. Sie sind auch bei mir im Garten zu finden. Sie erinnern mich daran, dass vieles Kurzlebig ist und wir zum Erhalt von etwas Energie investieren müssen. Malven sind kurzlebig und wenn du nicht genau ein Auge auf sie wirfst sind sie auch weg. Daher beobachte ich sie ganz genau, um die Samenreife abzufangen. Dabei gefällt mir auch die robuste Art. Ich bin kein filigraner Staudenmensch. Ich mag das kernige und so bin ich auch. Daher liebe ich Sonnenblumen auch so sehr.
Der Shabby-Garten
Ich weiß, dass viele den Trend nicht mehr sehen können. Aber dennoch hat er seine Daseinsberechtigung. Ich war noch nie shabby. Nur helle oder weiße Farben sind für mich auf Dauer nichts. Aber ich entdeckte so einen Garten, der mich regelrecht verzauberte. Auch das ist Garten. Der macht etwas mit dir, was du nie gedacht hättest, dass er mit dir das machen kann.
Nein, das ist kein geheimer Feengarten, sondern der Garten einer passionierten Gartenvisionärin. Es war reiner Zufall, dass ich diesen Garten besichtigen konnte, denn er hatte gar nicht geöffnet. Stand aber in einer gedruckten Übersicht über die offenen Gärten. Die Dame war so lieb und nett, dass sie mir doch tatsächlich Eintritt gewährte, obwohl ich schon auf dem Rückweg war. Und ich danke ihr wirklich vielmals dafür.
Dieser Garten war eingesäumt von riesigen Bäumen, die alle als Gartenkulisse fungieren durften. Nicht nur, dass riesige Ramblerrosen* in die Baumkronen wuchsen, nein die Bäume gaben dem Garten das gewisse Etwas. Der Garten hatte gefühlt tausende kleine Räume und in jedem Raum gab es etwas neues zu entdecken.
Der Shabby-Garten und seine Gestaltung
Die Ramblerrosen waren beeindruckend! Sie fielen kaskadenartig von oben auf uns herab. Bei jedem Windstoß regnete es Blütenblätter in allen Farben. Dieser Garten war so detailreich angelegt, dass ich ihn gar nicht in Gänze zeigen kann. Und auch gar nicht so fotografieren konnte. Für all das hätte meine Speicherkarte nicht ausgereicht. Überall wurden Spannungen aufgebaut und Blickpunkte geschaffen.
Wirklich jeder Zentimeter des Gartens wurde genutzt. Ich hatte manchmal das Gefühl wie eine Krabbe durch den Garten laufen zu müssen, weil er so üppig war und wenig Platz zum Gehen war. Durch manche Stellen haben wir uns regelrecht durchschlagen müssen, wie der Prinz Richtung Dornröschen! Dann ging es mal hoch, mal runter, mal links mal rechts. Ein dynamischer Garten ist ein spannender Garten, der entdeckt werden will.
Der Tag der offenen Gärten – Fazit
Ich hoffe ich konnte dir den Tag der offenen Gärten näher bringen. Solche Aktionen leben davon, dass sie auch besucht werden. Ich möchte gar nicht wissen, welche Mühe dahinter steckt den Garten für die Eröffnung vorzubereiten.
Jedenfalls wollte ich dir auch zeigen wie eng verwoben Gärten und die Gärtners Persönlichkeit ist. Sie werden wirklich irgendwann eins. Und das ist wichtig, dass auch du mit deinem Garten Hand in Hand gehst. Mein guter Kollege Horst von „Horst sein Schrebergarten“ hat es mal so treffend formuliert: Mein Garten ist mein Freund. Ich fand diesen Satz so erleuchtend. So einfach formuliert für eine komplexe Beziehung.
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Liebe Natalie,
vielen Dank für Deinen Gartenrundgang durch die offenen Gärten. Das gibt es bei uns im Landkreis leider nicht. Zumindest habe ich vergeblich versucht herauszufinden, wann er bei uns stattfindet. Wenn ich allerdings höre, wie sich manche Menschen in fremden Gärten benehmen, bin ich entsetzt! Das macht zumindest keine Lust selbst seinen Garten zu öffnen. Bei mir darf man gerne mal einen Blick in meinen Garten werfen, wenn man mich gärtnernd dort antrifft. Dann nehme ich mir auch gerne die Zeit und zeige meinen Garten. Da er nicht so groß ist, dauert das auch nicht so lange. Bisher waren alle Besucher sehr freundlich und umsichtig in meinem Garten. Da hatte ich wohl Glück.
Dein Artikel ist auf jeden Fall sehr schön geschrieben und man merkt wie achtsam und liebevoll Du die verschiedenen Gärten schätzen kannst. Denn jeder Garten ist ein Blick in die Seele seiner Besitzer*in und damit schön!
Sei lieb gegrüßt,
Dein Sven.
Hallo Sven, ja die Erfahrungen können tatsächlich auch in eine andere Richtung gehen, aber ich denke, dass in unserer heutigen Zeit, der Respekt fehlt. Ich halte es daher für wichtig die Verhaltensregeln zu nennen, wenn sie schon bei manchen in der Kinderstube keine Rolle zu spielen scheinen 😉 Aber der Großteil der Besucher ist nett und weiß einen Garten auch zu schätzen. Mimoser gibt es leider überall. Muss man ausblenden 🙂
Bzgl. der Veranstaltung sind leider aufgrund Corona einige eingeschlafen. Ich hoffe, dass sie sich wieder reaktivieren.
LG
Natalie
Hallo Sven,
ich stimme dir zu, dass man sich in jedem Garten gut benehmen sollte. Wo liegt denn dein Garten – vielleicht hab ich die Möglichkeit ihn mir einmal anzusehen was mich sehr freuen würde.
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Denise